FAQ: Low Code in der öffentlichen Verwaltung

Diese FAQ beantwortet häufig gestellte Fragen zum Thema Low Code im Public Sector – von der Bedeutung des Lösungsansatzes über die Einsatzmöglichkeiten in der öffentlichen Verwaltung bis hin zu Sicherheit und Weiterentwicklungsmöglichkeiten von Low Code-Plattformen.

Was ist Low Code und was ist der Unterschied zu No Code?

Low Code-Lösungen sind Entwicklungsmethoden, bei denen Software-Anwendungen mit minimalem Programmieraufwand erstellt werden. Geschulte Fachexpert:innen, so genannte „Citizen Developer“, modellieren hierbei einen Großteil der Anwendung mittels Modulen. Die Citizen Developer benötigen hierfür keine Programmierkenntnisse, da vorgefertigte Elemente und Module bei der Entwicklung unterstützen. So werden nicht nur die Geschwindigkeit der Softwareentwicklung erhöht und die Auslastung der IT-Abteilungen gesenkt, sondern auch Kosten reduziert und Entwickleraufgaben teilweise direkt zu den Anwendern verlagert.

Spezifische Anpassungen können, wie bei Individualentwicklungen, von Programmierer:innen zusätzlich vorgenommen werden. Hier liegt auch der Unterschied zu No Code-Anwendungen. Diese kommen ganz ohne den Einsatz eines Entwicklers aus. Bei der Modellierung mit No Code-Plattform ist der Grad der Individualisierung jedoch recht klein.

Welche Vorteile bietet Low Code für den Public Sector?

Die Entwicklung mit Low Code bietet öffentlichen Verwaltungen einige Vorteile gegenüber der Individualentwicklung einer (komplexen) Anwendung. Folgende Faktoren sorgen für eine schnellere Entwicklungszeit, reduzierte Kosten und eine belastbare Anwendung, die immer auf dem neuesten Stand der Technik ist:

  • Reduzierte Kommunikation: Durch die Modellierung des Fachanwenders reduziert sich die aufgewendete Zeit, um zwischen Entwickler:innen und Anwender:innen die expliziten Anforderungen zu vermitteln. Dies ist häufig der Fall, wenn eine Anwendung komplexe Abhängigkeiten oder Validierungen enthält.
  • Optimierung der Qualitätssicherung: Durch die Verwendung von Modulen, die schon von Anfang an qualitätsgesichert sind, wird eine hohe Testabdeckung einer späteren Anwendung erreicht. Verstärkt wird dieser Ansatz durch die automatische Qualitätssicherung der Fachanwender:innen bei der Modellierung.
  • Pflege der Anwendung durch Nicht-Techniker:innen: Durch den geringen Anteil an codierten Bestandteilen der Anwendung kann ein Großteil der Pflege auch durch Nicht-Techniker:innen abgedeckt werden.
  • Verwendung von Modulen: Durch die mehrfache Verwendung von Modulen reduziert sich die Menge an Code, die geschrieben werden muss.
  • Lauffähige Umgebung: Die meisten Low Code-Anwendungen bringen bereits eine lauffähige Umgebung mit, die es ermöglicht auch komplexe Anwendungsarchitekturen in kürzester Zeit aufzusetzen.
  • Trennung von Technik und Fachlichkeit: Einige Low Code-Anwendungen bieten die Möglichkeit, die Fachlichkeit von der Technik getrennt zu verwalten. So können einzelne technische Komponenten ausgetauscht werden, wenn diese überholt sind.

Durch die genannten Aspekte kann dem Fachkräftemangel in der öffentlichen Verwaltung entgegengewirkt werden. Gleichzeitig fördern die ein souveränes Verwaltungshandeln.

Welche Grenzen hat Low Code?

Auch wenn der Einsatz von Low Code viele Vorteile bietet, so gibt es auch Grenzen bei der Anwendungserstellung. Aufgrund der verwendeten Module ist die Anwendung eher an einem Standard orientiert und bietet weniger Raum für Individualisierung. Sind Änderungen am Kern der Anwendung notwendig, ist nicht sichergestellt, ob sich diese auch umsetzen lassen. Häufig soll sich eine solche Anwendung auch in eine Anwendungslandschaft einfügen. Dementsprechend wird eine Offenheit für Schnittstellen notwendig, die nicht jede Low Code-Plattform bietet.

Gibt es Beispiele für Low Code-Anwendungen im Public Sector?

In der öffentlichen Verwaltung gibt es bereits heute zahlreiche Einsatzmöglichkeiten – überall dort, wo hochskalierbare, sichere, robuste und potenziell geschäftskritische Web-Anwendungen benötigt werden. Dazu gehören Antragsmanagement-Systeme, Portale und Fachverfahren. Low Code-Anwendungen werden ebenso bei der Erstellung von Bürgerportalen oder zur Verwaltung von Fördermitteln eingesetzt, um zum Beispiel den Prozess der Antragsstellung und Überprüfung zu automatisieren. Aber auch in der Steuerverwaltung werden Low Code-Lösungen seit Jahren erfolgreich eingesetzt – und auch für verwaltungsinterne Bearbeitungsprozesse, perspektivisch nachnutzbar für Bundesländer und Kommunen.

Ist Low Code sicher?

Sicherheit ist ein wichtiger Aspekt, nicht nur im Public Sector. Bei der Entwicklung von Low Code-Anwendungen müssen hohe Sicherheitsrichtlinien und -standards berücksichtigt werden. Das bedeutet, dass zum Beispiel Zugriffsrechte und Datenschutzmaßnahmen entsprechend implementiert werden müssen, um (hoch)sensible Daten und Informationen zu schützen. Die zu nutzenden Rechenzentren sollten aufgrund von geltenden europäischen Datenschutzverordnungen ihren Sitz in Deutschland oder dem EU-Ausland haben.

Bei der Auswahl von Low Code-Plattformen sollten die Verantwortlichen im Public Sector diese unbedingt prüfen – auf Governance, Kontrolle und Überwachung der gesamten Anwendungslandschaft. Zudem sollten die höchsten Zertifizierungen und Akkreditierungen von Drittanbietern vorhanden sein, wie zum Beispiel die ISO-Norm. Diese gibt Aufschluss, ob und in weit Vorschriften im Bereich der Informationssicherheit eingehalten werden.

Können Low Code-Anwendungen problemlos weiterentwickelt werden?

Durch die Verwendung von modularen Komponenten und vorgefertigten Modulen können Low Code-Anwendungen erweitert und individualisiert werden, um den steigenden Anforderungen in der öffentlichen Verwaltung gerecht zu werden. Entscheidend ist hierbei die Trennung von Fachlichkeit und Technik, die einige Low Code-Plattformen, wie z. B. A12, mitbringen. So werden sowohl die fachlichen Anforderungen als auch die technische Basis stetig weiterentwickelt und immer auf dem neuesten Stand gehalten. Offene Schnittstellen bietet zudem weitere Anwendungsmöglichkeiten.

Wird Low Code in Zukunft im Public Sector weiter an Bedeutung gewinnen?

Die Nachfrage nach Low Code-Lösungen, insbesondere im Public Sector, ist weiterhin steigend: Denn die Möglichkeit, Anwendungen schnell zu entwickeln und anzupassen, wird dringend benötigt. Resultierend aus den Anforderungen des Onlinezugangsgesetzes (OZG), das einen Aufschwung in der Digitalisierung der Antragsstellung bei Behördenprozessen für Bürger:innen bewirkt hat, existieren viele Folgeprozesse in denen Fachverfahren Ende zu Ende digitalisiert werden müssen.

Der zeit- und kostensparende Ansatz von Low Code wird in der öffentlichen Verwaltung daher weiter an Bedeutung gewinnen – insbesondere im Bereich der Einer-für alle-Dienste (EfA). Denn bei der Softwareentwicklung mit Enterprise Low Code-Plattformen muss nicht jedes Projekt von Grund auf neu entwickelt werden. Dank der Nutzung von wiederverwendbaren Modulen kann die Entwicklung von Software sehr schnell erfolgen. Mithilfe des modularen Ansatzes können Kommunen und Bundesländer eigene Anwendungen entwickeln und anderen zur Verfügung stellen (EfA-Leistungen). Das spart Zeit und Geld. Daher ist Low Code eine vielversprechende Möglichkeit, die Softwareentwicklung zu beschleunigen und die digitale Transformation voranzutreiben.