Die Masterarbeit beleuchtet das Potenzial von Low Code Plattformen bei der Softwareentwicklung in der öffentlichen Verwaltung. Hierfür wurde eine empirische Untersuchung auf Basis von Experteninterviews durchgeführt, um die Vorteile, Voraussetzungen und Herausforderungen des Einsatzes von Low Code Plattformen zu identifizieren. Die Analyse erfolgt am Beispiel der Low Code Plattform A12 von mgm technology partners und ihrer Relevanz im Kontext der OZG-Umsetzung. Die Arbeit vermittelt ein Verständnis für die Themen „Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung“, „Softwareentwicklung“ und „Low Code Plattformen“.

Kurz & knapp

  • Die Masterarbeit beleuchtet das Potenzial vom Low Code Plattformen bei der Softwareentwicklung in der öffentlichen Verwaltung.
  • Mögliche Anwendungsgebiete für den Einsatz von Low Code Plattformen in der öffentlichen Verwaltung sind u.a. Business Process Management oder Künstliche Intelligenz.
  • Ergebnis: Bei der Softwareentwicklung in der öffentlichen Verwaltung gibt es keine Herausforderung, die zu komplex ist, um sie mit einer Low Code Plattform umzusetzen.

Die Interviewpartner*innen stammen aus verschiedenen Fachbereichen und Positionen, darunter Projektmanager*innen, Experten*innen aus öffentlichen Verwaltungen, Sachbearbeiter*innen und Softwareentwickler*innen. Sie liefern interessante Erkenntnisse über den Softwareentwicklungsprozess und die Erfüllung des Versprechens von Low Code Plattformen, den Programmieraufwand zu reduzieren.

Welche Probleme lösen Low Code Plattformen?

Kurz zusammengefasst wirken Low Code Plattformen positiv auf die folgenden Faktoren:

  • Zeitersparnis: Entwickler*innen können schneller Anwendungen erstellen, indem sie bestehende Vorlagen nutzen und einfache Drag-and-Drop-Funktionen verwenden.
  • Kosteneinsparungen: Da weniger Code manuell geschrieben werden muss, können Entwicklungskosten reduziert werden.
  • Erhöhte Effizienz: Low Code Plattformen bieten eine intuitive Benutzeroberfläche und eine hohe Übersichtlichkeit, was die Effizienz und Zuverlässigkeit der Anwendungsentwicklung erhöht.
  • Erhöhte Agilität: Änderungen und Anpassungen können schneller umgesetzt werden, da weniger Code manuell geschrieben werden muss.
  • Verkürzte Time-to-Market: Low Code Plattformen ermöglichen es, Anwendungen schneller zu entwickeln und zu implementieren, was zu einer verkürzten Time-to-Market führt.
  • Erweiterte Zugänglichkeit: Low Code Plattformen ermöglichen es auch Nicht-Entwickler*innen, einfache Anwendungen zu erstellen, was die Zugänglichkeit zur Anwendungsentwicklung erhöht.
  • Risikoreduzierung: Low Code Plattformen reduzieren das Risiko von Schatten-IT, Cyberangriffen und anderen Bedrohungen, da die Erstellung von regelkonformen und sicheren Anwendungen erleichtert wird.

Herausforderungen bei der Softwareentwicklung mit Low Code Plattformen in der öffentlichen Verwaltung

Low Code Plattformen können die statische, klassische Vorgehensweise in der öffentlichen Verwaltung ändern, da sie einen agilen Ansatz begünstigen und nicht alles zu Projektbeginn perfekt geplant sein muss. Das setzt eine andere Herangehensweise an Digitalisierungsprojekte auf vielen Ebenen voraus. Eine Herausforderung ist das Aufbauen von Vertrauen zwischen Behörde und Dienstleister, das für erfolgreiche Projekte entscheidend ist. Low Code Plattformen ermöglichen die schnelle Bereitstellung von visuellen Lösungen und können Nutzer*innen direkt in die Anwendungsgestaltung involvieren. Ein klares Ergebnis der Untersuchung ist: Bei der Softwareentwicklung in der öffentlichen Verwaltung gibt es keine Herausforderung, die zu komplex ist, um sie mit einer Low Code Plattform umzusetzen.

Möglichkeiten, das Einsatzgebiet von Low Code Plattformen in der öffentlichen Verwaltung zu erweitern

Damit sich das Einsatzgebiet von Low Code Plattformen in der öffentlichen Verwaltung erweitert, ist eine stärkere Unterstützung des Softwareentwicklungsprozesses notwendig. Dies ist dann möglich, wenn schneller erste Prototypen der Software getestet werden können und Anwender*innen wissen, wie die Betriebs-, Test- und Entwicklungsumgebung aussieht. Für den breiteren Einsatz von Low Code Plattformen soll im Idealfall die Möglichkeit bestehen, die Prozesse und Umgebungen der Softwareentwicklung zu überblicken und ggf. zu optimieren. Dadurch kann bestenfalls auch der Betriebsablauf optimiert werden.

Zukünftige mögliche Anwendungsgebiete für den Einsatz von Low Code Plattformen in der öffentlichen Verwaltung

1. Business Process Management

Als zukünftiges, mögliches Anwendungsgebiet bietet der Bereich des Business Process Managements für Fachverfahren in der öffentlichen Verwaltung ein hohes Potenzial. Damit ist es möglich, mit der Hilfe von Low Code Plattformen nicht nur einen Teilbereich, sondern komplette Prozesse zu digitalisieren. Somit sind alle Aufgaben in einem Workflow sichtbar und ermöglichen, Potenziale und Engpässe in den Prozessen zu ermitteln. Die Sichtbarkeit der Prozesse ermöglicht es, auf Kapazitätsengpässe dynamisch zu reagieren.

2. Künstliche Intelligenz

Ein weiteres Anwendungsgebiet ist eine Künstliche Intelligenz, die per Sprachinterface Anwendungen baut. Low Code Plattformen bieten aufgrund der Standardisierung ein riesiges Potenzial, da nicht nur User-Interfaces entwickelt werden können, sondern auch das komplette Backend integriert ist. Somit ist es für die Künstliche Intelligenz wesentlich leichter, neue Anwendungen zu bauen, auf bereits vorhandene Bausteine zurückzugreifen und diese dann wiederzuverwenden.

Fazit

Low Code Plattformen haben das Potenzial, den Fachkräftemangel in der IT-Branche zu bekämpfen und können dazu beitragen, die IT-Sicherheit zu verbessern. Diese Plattformen ermöglichen es Fachexpert*innen, eigene Software zu entwickeln, ohne sich mit den technischen Systemen im Hintergrund auskennen zu müssen. Das bedeutet, dass sich Missverständnisse bei der Anforderungsermittlung vermeiden und die Entwicklungszeit verkürzen lassen. Außerdem bieten sie eine höhere Benutzerfreundlichkeit der Software und die Möglichkeit, direktes User-Feedback zu sammeln. Low Code Plattformen haben durch ihren modularen Ansatz das Potenzial, die Softwareentwicklung zu beschleunigen, die Wartung von Anwendungen einfacher zu machen und den Bedarf an klassischem Entwicklungsaufwand zu reduzieren. Sie eignen sich besonders gut für Projekte, bei denen keine funktionsfähige Anwendung am Anfang vorhanden ist oder wenn Anpassungen häufig notwendig sind. Es ist jedoch wichtig, Herausforderungen bei der Softwareentwicklung in der öffentlichen Verwaltung zu identifizieren, um potenzielle Probleme rechtzeitig auszuräumen und das Potenzial von Low Code Plattformen optimal nutzen zu können.

Weitere Informationen:

Jonas Baur hat seine Master-Thesis im Studiengang „Master Information Systems“ an der Hochschule Pforzheim in Zusammenarbeit mit mgm consulting partners geschrieben. Als Beispiel für seine Potenzialanalyse diente ihm die Low Code Plattform A12.