Podcast: Nachhaltige IT – Zukunftsinvestition oder teurer Image-Coup?

Nachhaltige IT – Zukunftsinvestition oder teurer Imagecoup? Diese Frage beschäftigt aktuell viele Unternehmen und IT-Verantwortliche. Im dritten CIO-Advisory Debattenpodcast diskutieren Olaf Terhorst und Nils Gralfs von den mgm consulting partners kontrovers, ob Green IT tatsächlich ein Renditetreiber ist oder am Ende doch nur als PR-Maßnahme verpufft. Dabei beleuchten sie nicht nur ökologische Aspekte wie den Beitrag der IT zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks, sondern auch wirtschaftliche Argumente, regulatorische Herausforderungen und die Gefahr von Greenwashing.

Die Debatte zeigt: Nachhaltige IT ist kein neues Trendthema, sondern längst Teil der strategischen Agenda vieler Unternehmen – mit Chancen und Fallstricken. Es ist abzuwägen, wie Unternehmen durch gezielte Investitionen in Energieeffizienz, Modernisierung und innovative Technologien nicht nur Umwelt und Gesellschaft, sondern auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken können. Gleichzeitig kann echter Fortschritte nur durch messbare Maßnahmen und die konsequente Integration in die Gesamtstrategie gelingen – und nicht durch bloße Lippenbekenntnisse.

In der Debatte: Olaf Terhorst, Partner mgm consulting partners und Nils Gralfs, Senior Manager mgm consulting partners
Moderation: Karsten Kneese, Marketing Manager, mgm
Länge: 36 Minuten

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Die wichtigsten Punkte im Überblick

Im Folgenden fassen wir die wichtigsten Argumente aus dem Podcast zusammen und geben Empfehlungen, wie nachhaltige IT zum echten Mehrwert für Unternehmen werden kann.

Pro nachhaltige/Grüne IT

  • Umweltschutz und gesellschaftliche Verantwortung: Die IT-Branche trägt durch ihren hohen Energieverbrauch, insbesondere im Zeitalter von Cloud und Künstlicher Intelligenz, signifikant zum globalen Energiebedarf bei. Nachhaltige IT kann helfen, den CO₂-Fußabdruck zu verringern und Emissionen zu senken, was einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

  • Wirtschaftliche Vorteile: Investitionen in energieeffiziente Rechenzentren und erneuerbare Energien führen langfristig zu sinkenden Betriebskosten. Große Anbieter investieren bereits in eigene Windparks oder innovative Kühlungslösungen, weil erneuerbare Energien zunehmend günstiger werden. Jede eingesparte Kilowattstunde wirkt sich direkt positiv auf die Gewinnmarge aus.

  • Regulatorische Anforderungen und Zukunftssicherheit: Neue Standards wie ISO 50001 verpflichten Unternehmen zu Energiemanagementsystemen, die Transparenz schaffen und Optimierungspotenziale aufzeigen. Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige IT setzen, sind besser auf zukünftige Regulierungen vorbereitet und können ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern.

  • Image und Positionierung: Nachhaltige IT kann das Unternehmensimage stärken und als Differenzierungsmerkmal im Markt dienen. Ein glaubwürdiges Engagement für Nachhaltigkeit wird von Kunden, Partnern und Investoren zunehmend erwartet.

  • Innovationspotenzial: Die Nutzung von Abwärme (z.B. zum Heizen von Büros) oder die konsequente Modernisierung von IT-Landschaften eröffnet neue Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung und Kostenreduktion.

Contra nachhaltige/Grüne IT

  • Greenwashing und Scheinmaßnahmen: In vielen Fällen beschränken sich Unternehmen auf symbolische Maßnahmen oder Kompensationen, ohne echte Veränderungen vorzunehmen. Dies wird oft als PR-Maßnahme genutzt, ohne dass substanzielle Verbesserungen erzielt werden.

  • Hohe Anfangsinvestitionen und Wirtschaftlichkeit: Die Umstellung auf nachhaltige IT erfordert zunächst Investitionen, die gerade für Unternehmen mit alten Legacy-Systemen schwer zu stemmen sind. In einigen Branchen, wie dem Bankensektor, verhindern jahrzehntealte IT-Strukturen einen schnellen Wandel.

  • Regulatorische Komplexität und Bürokratie: Neue Reportingpflichten und Zertifizierungen verursachen zusätzlichen Aufwand. Die tatsächliche Messung und Nachverfolgung von CO₂-Einsparungen ist komplex und bindet Ressourcen, die andernorts fehlen könnten.

  • Rebound-Effekt: Effizienzgewinne werden häufig durch Mehrverbrauch an anderer Stelle wieder aufgehoben, sodass die tatsächlichen Einsparungen geringer ausfallen als erwartet.

  • Modernisierungsstau: Alte IT-Systeme blockieren oft die Einführung neuer, nachhaltiger Technologien. Ohne grundlegende Modernisierung bleibt das Potenzial nachhaltiger IT ungenutzt.

Fazit und Empfehlungen aus dem Podcast

Die Diskussion im Podcast zeigt, dass nachhaltige IT kein reines PR-Instrument sein sollte, sondern echten Mehrwert bieten kann, wenn sie strategisch und mit Augenmaß umgesetzt wird. Unsere Empfehlungen:

  • Fokus auf messbare Effizienzsteigerungen: Maßnahmen sollten nicht nur auf Imagegewinn abzielen, sondern sich durch konkrete Einsparungen bei Energie und Kosten rechtfertigen lassen.

  • Integration in die Gesamtstrategie: Nachhaltige IT sollte als Teil der kontinuierlichen Modernisierung und Optimierung verstanden werden, nicht als einmalige Zusatzmaßnahme.

  • Schrittweiser Wandel: Durch regelmäßige Updates und den Austausch alter Systeme kann der Wandel hin zu nachhaltiger IT auch im laufenden Betrieb erfolgen.

  • Vermeidung von Greenwashing: Unternehmen sollten echte Veränderungen anstreben und keine bloßen Kompensationsmaßnahmen oder Scheinlösungen implementieren.

  • Nutzung regulatorischer Anforderungen als Chance: Vorgaben wie Energiemanagementsysteme können als Hebel genutzt werden, um Transparenz zu schaffen und Verbesserungen gezielt umzusetzen.

Unternehmen sollten nachhaltige IT als Zukunftsinvestition begreifen, die sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile bietet. Entscheidend ist, dass Maßnahmen glaubwürdig, wirtschaftlich sinnvoll und kontinuierlich weiterentwickelt werden – dann kann nachhaltige IT zum echten Renditetreiber werden

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