Als die E-World für Februar 2022 geplant war, stand die Energiewirtschaft noch vor anderen Herausforderungen, als sie es heute steht. Das wurde auf der E-World in Essen (21.-23.06.2022) deutlich. Die europäischen Energieversorger und Dienstleister haben heute Herausforderungen, die bisher in diesem Maße nicht vorgekommen sind. Es muss die Versorgung sichergestellt werden, auf Klimaneutrale Erzeugung umgestellt werden und all das zu einem bezahlbaren Preis. 

Kurz & knapp

  • Die deutschen Energieversorger haben das Wissen, Fachpersonal und die Vernetzung in ihrer Region, um innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
  • Was fehlt, ist eine Organisation, die Innovation fördert.
  • Es müssen Strukturen geschaffen werden, die es erlauben mit ganz klarem Kundenfokus zu arbeiten und nicht unbedingt an Umsatzzahlen, sondern am Lernfortschritt gemessen werden.

Die Erwartungen für die E-World waren groß. Die Messe fand zum ersten Mal seit 2020 statt. Alle hatten sich die letzten Jahre, wenn überhaupt, nur remote gesehen. Man hoffte auf Bewegung und Initiative zur Bewältigung der Energiekrise. Die großen Innovationen blieben jedoch aus. Man hatte das Gefühl, die Energiewirtschaft befindet sich noch immer in einem Schockzustand. Die Unternehmen scheinen eher reagieren, als agieren zu wollen. Ein gewagter Schritt nach vorne könnte schwerwiegende Folgen haben, wenn sich die Gegebenheiten ändern. In der aktuell unsicheren Zeit scheint Stillstand Sicherheit zu geben.

Ist das der richtige Weg? Wäre es nicht angebracht, in der aktuellen Situation proaktiv den Herausforderungen zu begegnen und mit innovativen Ideen Lösungen zu schaffen, an denen sich Kunden und Politik zur Lösung der Krise orientieren können? Gerade in volatilen Zeiten sollte Mut belohnt werden, davon war bei der E-World leider wenig zu spüren.

Natürlich gab es neue Lösungen im Bereich der Digitalisierung, wo, wie schon 2020 Plattformlösungen im Vordergrund standen. Aber eine Aufbruchsstimmung, wie sie zu Beginn des Blockchain-Hypes aufkam, war nicht zu spüren.

Dabei haben die deutschen Energieversorger das Wissen, Fachpersonal und die Vernetzung in ihrer Region, um innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Was fehlt, ist eine Organisation, die Innovation fördert. Dafür müssen Strukturen geschaffen werden, die es erlauben, mit ganz klarem Kundenfokus zu arbeiten und nicht unbedingt an Umsatzzahlen, sondern am Lernfortschritt gemessen werden. Nur so ist es möglich, Experimente zu starten, die innovative Geschäftsmodelle als Ziel haben. Wenn Energieversorger und Dienstleister diese Voraussetzungen schaffen, können sie den Veränderungen der Energiesysteme mutig entgegensehen und aktiv Veränderungen gestalten.

Dennoch war es wie immer eine schöne Gelegenheit, sich mit den Menschen, die die Messe eigentlich ausmachen, auszutauschen und zu vernetzen. Es wurde viel diskutiert und Ideen ausgetauscht. Allein dafür war die E-World 2022 einen Besuch wert. Wir werden auch nächstes Jahr wieder dabei sein.

Wenn Sie Fragen und/oder Diskussionsbedarf zum Thema Innovationsmanagement in der Energiewirtschaft haben, kontaktieren Sie uns gerne: info@mgm-cp.com