Whitepaper Cloud-Computing in der öffentlichen Verwaltung: Stand, Perspektiven und digitale Souveränität

Digitale Souveränität ist in Zeiten geopolitischer Spannungen kein abstrakter Begriff mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit – gerade für öffentliche Verwaltungen. Immer mehr Behörden erkennen: Wer Cloud-Computing clever einsetzt, gewinnt nicht nur an Effizienz, sondern auch an Kontrolle über Daten und digitale Prozesse. Doch was ist der Status quo? Welche Cloud-Projekte gibt es bereits – und was muss passieren, damit Deutschland digital souveräner wird? Unser Whitepaper liefert die Antworten.

Cloud-Initiativen: DVC und Delos auf dem Vormarsch

In den letzten Jahren hat sich viel bewegt. Zwei zentrale Initiativen prägen aktuell das Cloud-Ökosystem im öffentlichen Sektor:

1. Deutsche Verwaltungscloud (DVC)

Die DVC ist ein vom IT-Planungsrat initiiertes Projekt zur Bereitstellung föderaler Cloudservices – interoperabel, standardisiert und sicher. Seit dem 1. April 2025 läuft die Plattform produktiv. Kommunen, Länder und Bund erhalten hier erstmals einen einheitlichen Zugang zu zertifizierten Cloud-Diensten, betrieben von elf öffentlichen IT-Dienstleistern. Ziel ist es, Wiederverwendung und Zusammenarbeit über Verwaltungsebenen hinweg zu ermöglichen.

2. Delos Cloud

Ein Public-Private-Partnership zwischen Microsoft Deutschland, Arvato Systems, SAP und der Delos Cloud GmbH: Ziel ist eine souveräne Hyperscaler-Infrastruktur, die Microsoft-Dienste wie Office 365 in deutschen Rechenzentren bereitstellt – BSI-konform und datenschutzsicher. Auch Open-Source- und SAP-Lösungen gehören zum Portfolio. Die ersten Dienste sollen ab Mitte 2025 verfügbar sein.

Warum Cloud? Die Vorteile im Überblick

Die Gründe für die Cloud liegen auf der Hand:

  • Skalierbarkeit & Flexibilität: IT-Ressourcen werden nach Bedarf genutzt – ideal für dynamische Anforderungen.
  • Wiederverwendbarkeit von IT-Diensten: Ein Online-Service kann mehrfach genutzt werden – Entwicklungskosten sinken.
  • Sicherheit & Kontrolle: Nationale Clouds bieten bessere Gewährleistung für Datenschutz & Compliance.
  • Resilienz: Offene, modulare Architekturen reduzieren die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern.
  • Förderung der Innovation: Cloud-Plattformen bieten neue technologische Möglichkeiten – von KI bis Automatisierung.

Die Risiken: Fragmentierung und Abhängigkeiten

Doch es gibt auch Herausforderungen: Die föderale Struktur Deutschlands erschwert die Standardisierung und Interoperabilität. Datenschutz und Datenspeicherung in der EU sind essenziell – besonders im Hinblick auf US-Anbieter und den CLOUD Act. Zudem besteht die Gefahr, dass große Anbieter wie Microsoft zu dominant werden, was die angestrebte Souveränität infrage stellen könnte.

Empfehlungen aus dem Whitepaper

Damit die Cloud-Transformation gelingt, geben wir klare Handlungsempfehlungen:

  1. Föderale Kooperation stärken
    Nur durch enge Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen (z. B. via IT-Planungsrat, KDN) lassen sich Doppelentwicklungen vermeiden und Synergien heben.
  2. Eigene Kompetenzen ausbauen
    Cloud-Expertise in den Verwaltungen muss wachsen – durch Schulungen, Austausch mit der Open-Source-Community und interne Kompetenzzentren.
  3. Offene Standards & Multi-Cloud fördern
    Offene Schnittstellen und modulare Architekturen sind Pflicht, um Abhängigkeiten zu reduzieren. Ausschreibungen sollten dies explizit fordern.
  4. Public-Private-Partnerships sinnvoll nutzen
    Delos & Co. können sinnvolle Ergänzungen sein – wenn sie sich in öffentliche Strategien integrieren lassen und echte Datensouveränität gewährleisten.
  5. Souveränes Office vorantreiben
    Langfristig braucht es Alternativen zu O365 und Google Workspace – z. B. durch EU-geförderte Office-Initiativen.

Fazit

Cloud-Computing kann zum entscheidenden Hebel für eine moderne, resiliente und souveräne Verwaltung werden – wenn es strategisch gedacht und konsequent umgesetzt wird. Die Deutsche Verwaltungscloud und die Delos-Initiative zeigen, was möglich ist. Jetzt gilt es, offene Standards zu stärken, Kompetenzen aufzubauen und gemeinsame Wege zu gehen – für eine digitale Verwaltung, die unabhängig, sicher und zukunftsfähig ist.

Wir begleiten Sie gerne dabei.