Kurs halten und Neues wagen: Führung in Zeiten des Wandels

Zuletzt aktualisiert am: 9. September 2025

Digitale Transformation, veränderte Kundenbedürfnisse, demografischer Wandel und Fachkräftemangel – für viele mittelständische Unternehmen sind diese Entwicklungen keine Zukunftsmusik mehr, sondern bereits Realität. Besonders spürbar wird das im Bereich Führung: Führungskräfte im Mittelstand stehen heute vor der anspruchsvollen Aufgabe, einerseits Sicherheit zu geben – und andererseits Innovation und Veränderung möglich zu machen.

Ein Balanceakt, der im Mittelstand besondere Rahmenbedingungen hat.

Denn mittelständische Unternehmen sind oft näher dran am Geschäft, haben flachere Hierarchien und schnellere Entscheidungswege – aber auch weniger Ressourcen für systematische Führungskräfteentwicklung oder Veränderungsprojekte. In diesem Beitrag beleuchten wir typische Spannungsfelder, zentrale Konzepte und konkrete Lösungsansätze aus unserer Erfahrung in der Beratung mittelständischer Unternehmen.

Neue Anforderungen an Führung im mittelständischen Kontext

Der Mittelstand ist traditionell geprägt von pragmatischer, oft stark personenbezogener Führung. Inhaber:innen, Geschäftsführer:innen oder langjährige Bereichsleitungen prägen die Kultur – häufig stark durch Nähe, Hands-on-Mentalität und persönliche Verantwortung.

Doch gerade in der Transformation wird deutlich: Diese Art der Führung kommt zunehmend an Grenzen. Warum?

  • Komplexität und Veränderung nehmen zu – Entscheidungen lassen sich nicht mehr „aus dem Bauch heraus“ treffen.
  • Teams werden vielfältiger und verteilter – durch hybrides Arbeiten, neue Generationen und internationale Zusammenarbeit.
  • Mitarbeitende erwarten mehr Mitsprache und Sinnorientierung – besonders Fachkräfte in gefragten Bereichen.

Führung im Mittelstand muss daher professionalisiert werden – ohne ihre besonderen Stärken (Nähe, Pragmatismus, kurze Wege) zu verlieren.

Wir empfehlen: Führung als eigenes Gestaltungsfeld zu begreifen und gezielt zu entwickeln. Etwa durch Führungsleitbilder, gemeinsame Entwicklungsformate oder Sparrings für die Geschäftsleitung.

Das Spannungsfeld zwischen Top-down und Selbstorganisation

Mittelständische Unternehmen sind oft noch stark top-down organisiert – was in vielen Fällen auch effizient ist. Doch mit wachsender Komplexität und neuen Anforderungen stoßen zentrale Steuerungsansätze an Grenzen. Gleichzeitig ist „agile Selbstorganisation“ kein Patentrezept.

Was wir in unserer Praxis sehen:

  • Führungskräfte zögern, Verantwortung abzugeben – oft aus Sorge um Qualität, aber auch wegen mangelnder Klarheit in Rollen und Prozessen.
  • Teams wünschen sich mehr Entscheidungsspielräume – stoßen aber auf unklare Rahmenbedingungen oder zurückhaltende Führung.

Das führt zu einem typischen Paradoxon: Selbstorganisation soll entstehen – aber nicht „zu viel“ oder „zu schnell“.

Unsere Empfehlung für mittelständische Unternehmen:

  • Klare Führungs- und Entscheidungsprinzipien definieren
  • Verantwortung Schritt für Schritt übergeben, mit klaren Spielregeln
  • Teams befähigen, Verantwortung zu übernehmen – durch Coaching, Methoden und Vertrauen
  • Führungskräfte begleiten, den eigenen Rollenwandel aktiv zu gestalten

Wir unterstützen dabei oft durch Governance-Designs, Pilotprojekte in Teams oder Führungsdialoge, die das Spannungsfeld zwischen Steuerung und Autonomie sichtbar machen und gestalten helfen.

Adaptive Leadership & Ambidextrie im Mittelstand

Zwei Konzepte, die für mittelständische Führung besonders hilfreich sind:

Adaptive Leadership

Führung in unsicheren Zeiten erfordert nicht nur Antworten, sondern die Fähigkeit, mit Fragen, Spannungen und Unklarheit zu führen. Adaptive Führung bedeutet:

  • Nicht alle Probleme „technisch“ lösen zu wollen
  • Stattdessen: Mitarbeitende aktiv einbinden, Perspektiven zulassen
  • Lernen und Veränderung in der Organisation ermöglichen

Gerade im Mittelstand, wo Führung oft mit starker Entscheidungskompetenz verbunden ist, braucht es Mut, Verantwortung bewusst zu teilen und Reflexion zuzulassen. Wir begleiten diesen Wandel oft mit gezielten Sparrings, Entwicklungsprogrammen oder Change Labs.

Ambidextrie

Für mittelständische Unternehmen besonders herausfordernd: Wie können wir bestehende Geschäftsmodelle stabil betreiben – und gleichzeitig neue Wege gehen, etwa in Richtung Digitalisierung, Plattformgeschäft oder internationalem Wachstum?

Ambidextrie hilft, beide Modi – Stabilität und Innovation – systematisch zu integrieren:

  • durch getrennte, aber verbundene Strukturen
  • durch Führungsrollen, die zwischen Bestand und Neuerung vermitteln
  • durch gezielte Projekte, in denen Neues experimentiert werden darf

Unsere Beratungspraxis zeigt: Der Mittelstand kann Ambidextrie besonders erfolgreich leben, wenn er bewusst Rollen und Räume dafür schafft.

Empfehlungen für die Führungskräfteentwicklung im Mittelstand

Viele mittelständische Unternehmen investieren bislang wenig systematisch in Führungskräfteentwicklung. Doch gerade in Transformationszeiten ist das eine zentrale Zukunftsaufgabe – für Kultur, Strategie und Attraktivität als Arbeitgeber.

1. Führung professionalisieren – ohne Bürokratie

Ein gemeinsames Führungsverständnis (Leitbild, Prinzipien) schafft Orientierung – ohne starre Strukturen. Kleine Impulse haben oft große Wirkung.

2. Lernen im Alltag ermöglichen

Führungskräfte im Mittelstand sind stark eingebunden – klassische Trainingsformate passen oft nicht. Besser: Kurzformate, Peer-Learning, begleitete Praxisreflexion.

3. Geschäftsführung und Führungskräfte gemeinsam entwickeln

Gerade im Mittelstand ist die Geschäftsleitung oft Vorbild und Impulsgeber. Deshalb: Führung nicht „nach unten“ delegieren, sondern gemeinsam mitgestalten.

4. Führung mit Strategie verknüpfen

Führungskräfteentwicklung sollte eng an strategische Herausforderungen gekoppelt sein – z. B. Digitalisierung, Wachstum oder Nachfolge.

Wie wir bei mgm consulting partners mittelständische Führung stärken

Wir begleiten mittelständische Unternehmen dabei, Führung systematisch zu gestalten – mit einem pragmatischen, unternehmensnahen Ansatz:

Organisationsentwicklung & Führungsarchitektur

 Wir entwickeln mit Ihnen Strukturen, Rollen und Steuerungsmodelle, die Führung wirksam machen – z. B. in wachsenden Unternehmen oder bei Nachfolge.

Führungsdialoge & Development Journeys

 Wir konzipieren maßgeschneiderte Formate – vom Führungskräftezirkel bis zum Strategie-Retreat – für Geschäftsführungen, Bereichsleitungen oder Nachwuchsführungskräfte.

Change- und Transformationsbegleitung

 Ob neue Geschäftsmodelle, agile Projekte oder Kulturwandel: Wir unterstützen Führungskräfte, diese Veränderungen zu gestalten und umzusetzen.

Reflexions- und Sparringsformate

 Als neutrale Sparringspartner bieten wir Führungskräften Raum zur Reflexion – individuell, im Team oder in Formaten wie “Leadership Sprints”.

Fazit: Zukunftsfähige Führung braucht Klarheit und Bewegung

Im Mittelstand zeigt sich Transformation oft besonders deutlich – weil vieles persönlicher, direkter und unmittelbarer ist. Gerade deshalb ist gute Führung hier so entscheidend.

Führungskräfte im Mittelstand brauchen Orientierung, Austausch – und Mut, sich selbst zu entwickeln. Wir begleiten sie auf diesem Weg: systematisch, praxistauglich und auf Augenhöhe.

Denn Führung in Transformationszeiten heißt nicht, alle Antworten zu haben – sondern den Raum zu schaffen, in dem Neues entstehen kann.

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Thomas Brugger
Thomas Brugger verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Begleitung großer Transformationsprojekte. Bei mgm consulting partners liegt sein Schwerpunkt im Programm-, Veränderungs- und Kommunikationsmanagement. Gemeinsam mit Kolleg:innen ist er Mitautor des Buches Business Transformation mit S/4HANA (SpringerGabler).