IT-Strategie trifft Business-Ziele Teil 3: Neue Horizonte – IT als Plattform, Business als API

Zuletzt aktualisiert am: 23. Oktober 2025

Willkommen zum dritten Teil unserer Serie „IT-Strategie trifft Business-Ziele“. In vier aufeinander aufbauenden Artikeln zeigen wir, wie echtes Miteinander von Business & IT in Unternehmen funktionieren kann – und wie Sie davon profitieren.

Der zweite Teil der Serie veranschaulichte, dass Business-IT-Co-Creation gelebte Praxis ist und schnellere Innovation, bessere Kundenzentrierung und resilientere Geschäftsmodelle mit sich bringt. Anhand von Praxisbeispielen konnte gezeigt werden, dass erfolgreiche Co-Creation auf agilen Teams, geteilter Verantwortung und enger Zusammenarbeit zwischen IT und Business basiert. Um den Erfolg von Co-Creation auch langfristig zu garantieren, muss die IT als Mitgestalter des Geschäftsmodells agieren, Governance-Modelle und gemeinsame Zielsysteme (OKRs, KPIs) eingeführt werden und die Transformation als dauerhafte Führungsaufgabe angesehen werden.

Co-Creation ist mehr als nur ein neues Zusammenarbeitsmodell – sie hat tiefgreifende Auswirkungen auf die technologische Architektur und das Organisationsdesign eines Unternehmens. Denn wer Business und IT gemeinsam denkt, muss auch Technologie als strategisches Gestaltungselement begreifen. Moderne Co-Creation-Modelle basieren daher auf Plattformlogik, Modularität und intelligenter Automatisierung.

Plattformlogik, Modularität und intelligente Automatisierung

1. Plattformdenken: Die IT als Enabler für Skalierung und Geschwindigkeit

Digitale Plattformen sind weit mehr als technische Infrastrukturen – sie sind der organisatorische Rahmen für Innovation, Standardisierung und Zusammenarbeit. Plattformen entkoppeln zentrale Fähigkeiten (z. B. Datenzugriff, Identitätsmanagement, Zahlungsprozesse) vom einzelnen Produkt oder Fachbereich – und machen sie unternehmensweit nutzbar.

Beispielhafte Plattform-Capabilities:

  • Self-Service-Datenzugang (z. B. über Data Mesh)
  • API-basierte Business Services
  • Developer Portale für interne Produktteams

Effekt: IT wird nicht mehr zum Bottleneck, sondern zur „Enabling Fabric“ des Unternehmens.

2. Composability: Geschäftsmodelle wie Software denken

Das Konzept der „Composable Enterprise“ (Gartner) beschreibt Unternehmen, deren Geschäftslogik aus modularen, flexibel kombinierbaren Business- und Technologiefunktionen besteht. Hier wird Business-IT-Co-Creation auf Architektur-Ebene verankert: Durch lose gekoppelte, wiederverwendbare Bausteine (Capabilities) können neue Services schnell konzipiert, getestet und skaliert werden.

Zentrale Prinzipien:

  • Modularisierung von Geschäftsprozessen
  • Capability-basierte Architekturmodelle (z. B. TOGAF oder BIZBOK)
  • Microservices und API-First Design

Ergebnis: Organisationen werden agiler, resilienter und innovationsfähiger – weil sie nicht alles neu bauen, sondern intelligent kombinieren. Und die IT-Projekte hängen an IT Capabilities, die das Business braucht, um seine eigenen Business Capabilities zu entwickeln!

3. KI und Automatisierung als strategische Entscheidungspartner

Die Integration von künstlicher Intelligenz in Entscheidungsprozesse verändert das Zusammenspiel von Business und IT fundamental. KI-Systeme übernehmen nicht nur repetitive Aufgaben – sie unterstützen Entscheidungen, prognostizieren Geschäftsverläufe und identifizieren Optimierungspotenziale in Echtzeit. In reifen Organisationen ist KI ein fester Bestandteil der Steuerungslogik – z. B. in Form von:

  • Predictive Analytics in operativen Entscheidungen
  • KI-gestützter Roadmap-Planung
  • Automatisierter Governance-Kontrolle („Policy as Code“)

Zukunftsbild: Entscheidungsteams bestehen nicht mehr nur aus Menschen – sondern auch aus Algorithmen.

4. Digital Twin of the Organization: Business in Echtzeit verstehen

Ein weiterer Zukunftstrend ist der „Digital Twin of the Organization“ (DTO). Dabei handelt es sich um ein dynamisches, digitales Modell des gesamten Unternehmens – inklusive Prozesse, Datenflüsse, Rollen, Systeme und Regeln. Ein DTO ermöglicht, die Auswirkungen von Entscheidungen zu simulieren, Engpässe frühzeitig zu erkennen und Co-Creation auf einer objektiven Informationsbasis zu betreiben.

Praxisbeispiel: Einige Großunternehmen nutzen DTOs heute schon zur Transformation ihrer IT-Organisation oder zur Risikoanalyse in Lieferketten.

Fazit

Wer Business-IT-Co-Creation ernst meint, braucht nicht nur neue Rollen und Methoden – sondern auch eine technologische Basis, die diese Denkweise unterstützt. Plattformen, Modularität, APIs und KI sind keine „IT-Themen“ – sie sind die strukturellen Voraussetzungen für eine Organisation, in der Business und IT nicht mehr zwei Welten sind, sondern ein gemeinsames Betriebssystem teilen.

Im vierten und letzten Teil unserer Serie geben wir abschließende Empfehlungen aus der CIO Advisory-Praxis.

Olaf Terhorst
Olaf Terhorst ist Partner bei mgm consulting partners und verfügt über mehr als 20 Jahre Beratungserfahrung im Bereich CIO Advisory. Er interessiert sich für ein breites Spektrum an Themen rund um Technologie, Führung und nachhaltige Unternehmensentwicklung. Sein Fokus liegt darauf, Organisationen dabei zu unterstützen, IT-Strategien erfolgreich in messbare Geschäftsergebnisse zu übersetzen.