Lilia Gargouri Quality Team
Lilia Gargouri, Quality Team mgm technology partners

Für die Qualitätssicherung (QS) in komplexer, langlebiger Enterprise Software hat das Softwarehaus mgm einen eigenen ganzheitlichen Ansatz entwickelt. Im Gespräch mit der mgm-Redaktion schildern die QS-Experten*innen Maria Kramer (Test Management und manuelle Qualitätssicherung), Lilia Gargouri (technische Qualitätssicherung: UI-Testautomatisierung) und Martin Varendorff (technische Qualitätssicherung: Load- und Performance Tests) wie dieser aussieht und worauf es dabei ankommt.

Beginnen wir mit einer einfachen, aber grundlegenden Frage:  Wie wird die Qualitätssicherung bei mgm verstanden? 

Martin Varendorff: Bei mgm achten wir immer darauf, dass wir die Sicht des Endnutzers vertreten. Wir wollen, dass die Software, die wir entwickeln, vernünftig und sauber läuft. Das ist die wichtigste Brille, durch die wir auf die Applikation schauen. Im Quality Team hat das jede:r verinnerlicht und es wird aus diesem Blickwinkel getestet – egal, ob manuell oder automatisiert. Wichtig ist immer zu berücksichtigen: Wie fühlt sich das für den Endbenutzer an? Ist das praktisch? Ist es gut? Und natürlich: Ist es korrekt? Erst, wenn die Applikation alle Anforderungen des Endnutzers erfüllt, dann passt wirklich alles.

Lilia Gargouri: mgm legt sehr großen Wert auf die Qualität seiner Software. Die mgm-Qualitätssicherung hat sich deshalb in den letzten Jahren nicht in einem, sondern gleich in mehreren Bereichen der Qualitätssicherung bemerkenswert weiterentwickelt. Das geht von der Testkonzeption, über das Testmanagement, dem manuellen Testen, der UI-Testautomatisierung, automatisierten Security Tests bis hin zu Load- und Performance- Tests. Mit dem mgm Quality Team wurden die QS-Experten dieser bunten mgm Quality-Landschaft zu einem Kompetenzteam zusammengeführt. Sie begleiten die mgm-Projekte beim effizienten Aufsetzen und Umsetzen ihrer QS-Bedürfnisse. Diese wichtige Rolle der mgm-Qualitätssicherung wird deshalb bei unseren Kunden sehr wertgeschätzt.  

Welchen Herausforderungen begegnet das mgm Quality Team insbesondere in langlebiger, komplexer Enterprise Software?

Lilia Gargouri: Bei großen komplexen Businessanwendungen skalieren mit der Zeit die Tests, deren Pflege, Erweiterung, Testcode, Testdaten sowie Testausführungszeit. Konsequenterweise skalieren die Aufwände für die Qualitätssicherung mit der Zeit, zum Teil erheblich. Es ist deshalb sehr wichtig, idealerweise gleich zu Beginn, die Testfälle thematisiert und strukturiert in einem Test Management Tool zu spezifizieren und zu verwalten. Dadurch hat die QA über die Jahre zu jedem Zeitpunkt einen Gesamtüberblick über die Testfälle und somit über die Testabdeckung der jeweiligen Anwendung. Bei mgm verwenden wir hierfür das mgm Testmanagement Tool „TMT“, welches mehrere sehr hilfreiche Funktionalitäten aus mgm Bestpractice-Sicht zur Verfügung stellt. 

Durch Modularisierung, Thematisierung, Strukturierung, Kompaktifizierung und Zentralisierung von Testcode sowie Refactorings und perspektivischem Denken lassen sich die Testausführungszeit, die Pflege sowie die Erweiterung des Testcodes bei langlebigen komplexen Projekten moderat bis gering halten. Das mgm Quality Team legt großen Wert auf seine Effizienz – auch bei langlebigen aufwendigen Anwendungen. 

Und die Kunden – was denken sie über Qualitätssicherung?

Maria Kramer: Über die Jahre haben wir in Gesprächen mit unseren Kunden deren Bewusstsein für die Relevanz der Qualitätssicherung entwickelt. Wenn unsere Kunden sehen, was Qualitätssicherung leisten kann, haben sie meistens Respekt – vor allem, wenn wir Bugs in tiefen, „versteckten“ Schichten des Codes. Ist die Anwendung erst einmal in Produktion, wird die Fehlerbehebung sehr teuer. Deshalb ist es wichtig, die Qualitätssicherung von Anfang an in den Prozess zu integrieren. Das ist unabhängig von der Größe des Projektes. Für die Kunden ist es wichtig zu verstehen: Mit jedem Ausfall oder mit jedem Nicht-Funktionieren geht immer auch ein Stück ihrer eigenen Reputation gegenüber den Nutzern der Anwendung verloren. Und unser Ziel ist es, die Kunden davor zu bewahren. 

Martin V quality team mgm technology partners
Martin Varendorff, Quality Team mgm technology partners

Martin Varendorff: Natürlich klären wir von Anfang an im Dialog mit dem Kunden, welche Qualitätssicherung sie benötigen und welche Konsequenzen zu wenig Qualitätssicherung haben wird. Leider gibt es insgesamt noch zu wenig Bewusstsein dafür, warum gute Qualitätssicherung ihren Preis wert ist. Häufig ist es nötig, den Zeitaufwand für jede Aufgabe genau zu erklären und zu begründen, warum zum Beispiel mehrere Tester benötigt werden. Aber es gibt auch sehr positive Beispiele: Die Verantwortlichen für das ELSTER-Projekt zum Beispiel haben sehr schnell gemerkt, welchen Unterschied eine ganzheitliche Qualitätssicherung macht. 

 

Wie steht es denn um das QS-Know-how in den Projektteams auf Kundenseite? 

Maria Kramer: Das ist sehr unterschiedlich. Teilweise fehlen durch den Wechsel von Verantwortlichen wichtige Wissensträger, die die historische Entwicklung der Anwendung in ihrer fachlichen Tiefe kennen und darauf testmethodisch aufbauen können. Bei mgm haben wir hingegen viele erfahrene Mitarbeitende, die sich ganzjährig ausschließlich mit der QS in den Projekten beschäftigen und vom gegenseitigen Know-how-Transfer in der Qualitätssicherung profitieren. Weil wir zudem das Wissen auf viele Schultern verteilt haben, ist die Abdeckung der Fachlichkeit des Kundenprojektes stets sehr hoch. Und es ist ein großartiges Gefühl, wenn die Kunden uns ihre Wertschätzung für unsere Arbeit spiegeln und uns mit der QS für Weiterentwicklungen der Anwendung betrauen. 

Lilia Gargouri: Für die Qualitätssicherung einer Anwendung steht eine effiziente Absicherung der Businesskomplexität für den Kunden im Vordergrund. Dabei ist es für den Kunden wichtig, dass die automatisierten Tests nicht nur stabil laufen, sondern auch schnell und zuverlässig die Testergebnisse zurückliefern. Welche Technologien bei der UI-Testautomatisierung für eine stabile Erkennung und Wiedergabe der projektspezifischen Komponenten eingesetzt werden müssen und wie, kann der Kunde verständlicherweise meistens nicht wissen. Es braucht fundiertes Wissen und langjährige Erfahrung in der facettenreichen und zum Teil sehr komplexen UI Testautomatisierung. Das mgm Quality Team verfügt über diese Expertise und begleitet die mgm-Projekte beim Aufsetzen und Umsetzen ihrer Testautomatisierungsbedürfnisse. Dabei setzt das mgm Quality Team nicht nur seine eigene Testautomatisierungsbibliothek ein, sondern auch eine Reihe an standardisierten Tools und Softwarelösungen, die die UI-Testautomatisierung zu einem angenehmen und lohnenden Unterfangen für die Projekte machen.    

Was genau macht gute Qualitätssicherung aus?

Lilia Gargouri: Aus Kundensicht macht eine gute Testabdeckung der Businessprozesse eine gute Qualitätssicherung aus. Dabei wird die Höhe der Testabdeckung nicht mit der Anzahl der Testfälle, sondern mit deren Qualität, Tiefe und Reichweite gemessen. Für jeden Testfall spielen der Fokus ergo die Business-Aspekte, das Testszenario, die Qualität der ausgewählten Testdaten sowie eine saubere und leicht zu pflegende Implementierung eine entscheidende Rolle. Kurz gesagt: Eine hohe Testabdeckung fängt im Testfall an.  

„Gute Qualitätssicherung verlangt Intelligenz, Kreativität, Effizienz, das Kombinieren von Wissen und Techniken, ein Gefühl für Situationen und Umstände, Strategien und Ausdauer. Wer viel davon besitzt, kann zaubern.“

Lilia Gargouri

Was bedeutet das langjährige Testen für die QS-Projektteams?

Martin Varendorff: Ja, ich kenne viele externe Testgruppen, die praktisch über Jahre hinweg immer das Gleiche testen. Man wird absolut betriebsblind. Es wird langweilig und dadurch verliert man an Testabdeckung. Wir versuchen deswegen immer wieder neuen Schwung ins Team zu bringen, damit die Kreativität bei der Fehlersuche bleibt. Konkret bedeutet das, immer wieder neue Impulse zu geben, um den Denkprozess frisch und wach zu halten, auch abseits der Anforderungen. In einem unserer QS-Projektteams im öffentlichen Bereich haben wir die Aufgaben beispielsweise immer wieder mit neuen Aspekten versehen, damit sie nicht repetitiv sind. Die Wiederholung ist der Tod des Denkens. 

Lilia Gargouri: Deshalb eignen sich Regressionstests sehr gut für die Testautomatisierung. Die Wiederholung von Tests ist für die Testautomatisierung kein Problem und in der Regel sehr preisgünstig, da stabile Funktionalitäten einer Anwendung mit der Zeit kaum Testautomatisierungspflege benötigen. Die automatisierten Regressionstests entlasten somit die manuellen Tester. Sie verschaffen ihnen mehr Zeit für exploratives und kreatives Testen der Anwendung, insbesondere ihrer neuen Funktionalitäten. Es liegt in unserer Verantwortung, unser Team zu motivieren, ihre Perspektiven und Blickwinkel immer zu verändern, das heißt, sich selbst und die Qualität unserer Tests ständig zu verbessern.  

Gibt es spezielle organisatorische Ansätze der Qualitätssicherung? 

Maria Kramer, Quality Team mgm technology partners

Maria Kramer: In einem unserer Commerce-Kundenprojekte hat sich bewährt, immer zwei mgm-seitige Projektteams für die QS einzurichten: ein Team, das sich um die entwicklungsbegleitende QS kümmert und eins, das nach der Auslieferung der Anwendung noch einmal testet. Warum noch einmal? Mit dem zweiten Team unterstützen wir in engem Austausch mit den Fachbereichen und IT-Professionals den Abnahmetest auf der Kundenseite, denn die Anwendungen sind komplex und haben viele Releases im Jahr. Das übersteigt oft die Kapazitäten beim Kunden. Die allgemeine Korrektheit der Fachlichkeit müssen sie dennoch für die finale Freigabe selbst prüfen, um zu bestätigen, dass das Ergebnis ihren internen Vorstellungen entspricht. 

Lilia Gargouri: Wir verfolgen zudem seit einiger Zeit den strukturellen Ansatz, die Expert: innen der Qualitätssicherung projektübergreifend in einem zentralen Kompetenzteam anzusiedeln, dem mgm Quality Team. So können wir sie praktisch als Dienstleister in den Projekten einsetzen – ausgestattet mit einem „Koffer“ aus standardisierten QS-Werkzeugen. Qualitativ und quantitativ ist das höchst effizient: Wir können unser Wissen professionell ausbauen und Innovationen wie ATLAS oder ATA vorantreiben. Darüber hinaus können wir die in den Projekten eingesetzten QS-Tools vereinheitlichen und vereinfachen. Gleichzeitig haben wir eine standardisierte QS-Vorgehensweise geschaffen.

Welche Chancen bringen modellbasierte Plattformen wie die mgm Low Code-Plattform A12 für die Qualitätssicherung?

Martin Varendorff: Grundsätzlich wird in A12-Projekten von vornherein schon eine gewisse Menge an Qualität durch die A12-Konzepte für Modellierung, UI/UX, Plattform und Komponenten sowie Architektur und Technik vorgegeben. Dadurch, dass die QS in A12 vollständig ist und die Komponenten ordentlich getestet sind, lässt sich in der Entwicklung dieser modellbasierten Projekte sehr viel Zeit sparen. Wir testen nicht mehr die funktionalen, sondern die modellierten Anforderungen. Das heißt, wir prüfen nicht mehr, ob der Button an der Stelle klickbar ist, sondern ob es der richtige ist und den richtigen Namen hat. Das ist eine ganz andere Art zu testen: mit Fokus auf den fachlichen Details der Anwendung. 

Lilia Gargouri: A12 bietet uns mit seinem modellbasierten Ansatz hervorragende Chancen. Unsere Low Code-Plattform verschafft uns einen unglaublichen Vorteil, denn alles, was wir für die Testdatengenerierung, für die Prüfung der Regelvalidierung oder für die UI-Testautomatisierung an Informationen brauchen, ist in den Modellen bereits enthalten. Aktuell verfügt das mgm Quality Team über drei mgm-eigene modellbasierte Qualitätssicherungstools in seiner Toolkette: A12 UI Automated Test Automation (ATA), den Testdatengenerator (TDG) und die „Qualle“ für das Testen der Validierungsregeln von Modellen.

Das klingt alles sehr spannend und dynamisch. Wie geht es mit der QS bei mgm weiter? Welche nächsten Schritte sind geplant?

Martin Varendorff: Wir werden den Ausbau unseres Quality Teams vorantreiben. Künftig soll es einen mgm-weiten Pool an QS-Expert:innen geben, die in allen Projekten eingesetzt werden können. Ein sehr wichtiger Schritt ist dabei auch der derzeitige Ausbau unseres QS-Teams in unserer vietnamesischen Niederlassung in Da Nang. Und natürlich arbeiten wir stetig daran, unsere QS-Tools weiterzuentwickeln. Es bleibt also spannend!

Maria Kramer: Ein guter Punkt! Denn mit unserem von mgm entwickelten neuen Tool TMT für das Management von Testprozessen und -szenarien reihen wir ein weiteres wichtiges Werkzeug in unsere Toolkette ein: Von der strukturierten Testfallerstellung über Durchführung bis hin zu Dokumentation und Reporting wird TMT die Qualitätssicherung professionell unterstützen. Das bringt viel Potential mit sich. 

Lilia Gargouri: Im TMT wird jedes Projekt eine Gesamtübersicht der Testabdeckung mit manuellen als auch automatisierten Tests haben. Die Testruns in TMT werden künftig eine Auswahl sowohl der manuellen als auch der automatisierten Tests umfassen. Die Testergebnisse werden dann zentral in TMT gesammelt. Das trägt dazu bei, genauere Testreports zu generieren und die Koordination in den Testphasen erheblich zu vereinfachen.   

Maria, Lilia, Martin – herzlichen Dank für das interessante Gespräch.