Ist multidimensionales risikobasiertes Testen die Zukunft im Software Testing?

Zuletzt aktualisiert am: 4. September 2025

Risikobasiertes Testen – ein Begriff, der in der Qualitätssicherung von Software regelmäßig fällt, aber in der Praxis oft vage bleibt. Statt zuverlässig Orientierung zu bieten, entstehen nicht selten Unsicherheiten: Was macht eigentlich einen Testfall wirklich kritisch? Im Podcast „Software Testing“ von Richard Seidl gibt Richard Hönig, QA Engineer bei mgm technology partners, erhellende Einblicke in einen datenbasierten Ansatz: multidimensionales risikobasiertes Testen mit dem Q12-TMT Test Management Tool. Dieser Artikel erläutert, warum dieser Ansatz als praxistauglich gilt und wie QA-Teams ihre Teststrategie weiterentwickeln können.

Daten statt Bauchgefühl: Warum objektive Risikoeinschätzung beim Testen von Software zählt

Viele Testteams verlassen sich noch immer auf einfache Kategorien, um das Risikopotenzial von Testfällen einzuschätzen: hoch, mittel, niedrig. Meist werden diese Kategorien manuell zugeordnet und folgen keinen objektiven Bewertungen. Testteams entscheiden oft nach Gefühl oder Erfahrung – gerade, wenn die Zeit für systematische Planung fehlt. Doch dieser Ansatz greift in professionellen Softwareprojekten zu kurz.

Richard Hönig erklärt: „Wenn man Risiken definiert, dann passiert das häufig eindimensional. Man sagt, das Risiko ist hoch, mittel oder gering, aber in einer komplexen Welt wird das der Realität häufig nicht gerecht.“ Daher hätte mgm ein Modell entwickelt, um Risiken dediziert aus einzelnen Perspektiven zu betrachten und in einem Gesamt-Risikoscore zu aggregieren.

Das Modell nutzt bereits vorhandene Daten wie Anforderungsdokumente, Fehler-Reports oder Ergebnisse vergangener Testläufe. So erhalten auch neue Teammitglieder auf Knopfdruck eine objektive Einschätzung aller Testfälle, während Experten ihre Intuition weiterhin bei Bedarf einbringen können.

Fünf Ebenen für ein datenbasiertes Risikoprofil

Was macht einen Testfall wirklich risikoreich und relevant für ein Software-Release? Das Q12-TMT Test Management Tool bietet fünf unterschiedliche Risikoebenen:

  1. Fachliche Logik: Wie stark wäre das Unternehmen betroffen, falls ein Fehler auftritt?
  2. Testhistorie: Ist der Testfall schon häufig „durchgefallen“?
  3. Releaseumfang: Gehören die getesteten Anforderungen zu den Neuerungen?
  4. Testzuweisung: Wer führt den Test aus – und wie erfahren ist die Person?
  5. Codeänderungen: Hat sich im betroffenen Teil des Codes zuletzt etwas verändert?

Jede Ebene liefert wertvolle Hinweise. Im Zusammenspiel entsteht ein komplettes, datenbasiertes Risikoprofil für jeden Testfall.

Risiko-Score für Testfälle: Fibonacci-Zahlen

Wie kann man komplexe Risikobewertungen auf eine Zahl bringen? Bei Q12-TMT kommt ein Bewertungssystem auf Basis von Fibonacci-Zahlen zum Einsatz (1, 2, 3, 5, 8 …). Diese Zahlen sorgen für klare Abstufungen zwischen unterschiedlichen Risikoeinschätzungen. Hönig erklärt: „Wenn ich den Mittelwert bilde, trägt ein hohes Risiko deutlich mehr zum Gesamtrisikowert bei als niedrige Werte.“ Kritisches Risiko fällt so schnell auf und lässt sich gezielt adressieren.

Stolpersteine beim risikobasierten Testen und Lösungen mit Q12-TMT

Nicht alle Projektteams pflegen Testdaten und Testfälle mit derselben Sorgfalt. Die Stärke von Q12-TMT liegt darin, dass alle nötigen Verknüpfungen wie

  • Anforderungen
  • Ergebnisse und
  • Tickets

direkt im Tool integriert und einfach zu nutzen sind. Richard Hönig erklärt, wie das Tool die Risikobewertung unterstützt: Die entwickelten Algorithmen bewerten die Komplexität eines Testfalls und berücksichtigen unter anderem auftretende Schlüsselwörter, die Fehlschlagsrate vergangener Testdurchführungen sowie die Verknüpfung zwischen Testfällen.“ So lasse sich ein Risikoscore ableiten, der alle diese Daten bündele. Ein weiteres Plus: Für die Zukunft ist geplant, dass Teams die Gewichtung der einzelnen Risikoebenen flexibel an ihre Projekte und Releases anpassen können.

Alltagstauglich und effizient: Risikoorientierte Testauswahl mit einem Klick

Mit dem ermittelten Risikoscore gestaltet sich die Testauswahl deutlich effizienter und unterstützt den Alltag von QA-Teams. Q12-TMT ermöglicht es, Testläufe gezielt nach Risiko zu priorisieren und auf Wunsch können weniger wichtige Testfälle automatisch ausgeklammert werden. Graphische, benutzerfreundliche Oberflächen erleichtern die Testauswahl. Richard Hönig erklärt, dass man vorher einen Cutoff setzen könne, um nur Testfälle in einen Testlauf aufzunehmen, die einen bestimmten Risikowert haben, und Testfälle mit einem geringen Risiko außen vor zu lassen. Im Testlauf selbst lassen sich die Testfälle nach Risiko sortieren, sodass die kritischsten Fälle zuerst getestet werden. So könne man auch unter Zeitdruck fundierte Entscheidungen treffen, und „die Testfälle, die am Ende [ausgelassen werden], sind diejenigen, die relativ wenig Risiko abdecken. Das ist dann oft weniger schlimm.“

Gerade wenn Zeit und Ressourcen knapp werden, lässt sich so auch ein hoher Qualitätsanspruch im Testen halten und eine objektive Entscheidung treffen, welche Tests jetzt Priorität haben, und welche irrelevant für das Release sind.

Ausblick: Das ist geplant im multidimensionalen Risk-Based Testing (RBT) 

Im Q12-TMT Test Management Tool geht die Entwicklung kontinuierlich weiter: In Planung sind beispielsweise:

  • Die Einführung individueller Risikoebenen wie Security oder Saisonalität
  • Möglichkeit zur individuellen Gewichtung der einzelnen Risikoebenen
  • sowie eine noch engere Kopplung an Codeänderungen.

Richard Hönig beschreibt in einem Ausblick, dass sie Testmanagern „noch mehr Möglichkeiten geben [wollen], selber solche Ebenen zu etablieren.“ So lassen sich die Analysen noch besser auf Projekte und Branchen zuschneiden und die Risikoscores werden aussagekräftiger.

Fazit: Multidimensionales risikobasiertes Testen = Zukunftsfähiges Testen mit System

Multidimensionales risikobasiertes Testen mit dem Q12-TMT Test Management Tool bietet eine nachvollziehbare, datenbasierte Entscheidungsbasis im Testalltag, sorgt für Transparenz im Team und stärkt den Projekterfolg durch effizientes Ressourcenmanagement. QA-Teams jeder Größe, die enge Deadlines erfüllen müssen und unter Zeitdruck stehen, profitieren besonders vom risikobasierten Testen. Wer auf objektive Fakten statt Bauchgefühl setzt, testet gezielter, gewinnt Klarheit – und macht Qualität zu einem echten Wettbewerbsfaktor.

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Kirstin Mueller
Kirstin Müller arbeitet bei mgm technology partners im Marketing und erstellt Content rund um die A12-Plattform, den Software Lifecycle sowie AI und Quality Assurance. Sie macht komplexe Themen verständlich und gibt Einblicke in Projekte, Entwicklungen und praxisnahe Anwendungen.