E-Commerce ist weiterhin auf dem Vormarsch: Laut einer Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) wird der Onlinehandel (+ 11 Prozent) im Jahr 2017 deutlich stärker wachsen als der Einzelhandel insgesamt (+ 2 Prozent) und somit ein noch größeres Stück des Umsatzkuchens für sich beanspruchen. Die Leidtragenden dieser Entwicklung sind insbesondere kleine und mittlere Stationärhändler, deren Umsatz angesichts immer kleinerer Kundenströme in den Innenstädten in Gefahr ist. Regionale Online-Marktplätze wie die „Online-City Wuppertal“ oder „Mönchengladbach bei eBay“, die den lokalen Handel vor Ort stärken sollen, erscheinen in dieser Situation als ein möglicher Ausweg.
Derartige Pilotprojekte haben es allerdings nicht leicht, sich in der Angebotsvielfalt des World Wide Webs die notwendige Aufmerksamkeit der Kunden zu erarbeiten. So soll sich der gesamte monatliche Umsatz der „Online-City Wuppertal“ laut eines Berichts der „Westdeutschen Zeitung“ lediglich auf 1.000 bis 1.300 Euro belaufen – verteilt auf 60 Händler und über 880.000 Produkte. Auch wenn Wuppertaler Händler und die dortige Wirtschaftsförderung zu Recht darauf hinweisen, dass diese Zahlen nicht die Kundschaft berücksichtigen, die die „Online-City“ vor ihrem Stadtbummel zur Recherche nutzen und anschließend als Stationärkunden ihr Geld ausgeben, zeigt der Bericht eines ganz deutlich: Die Etablierung eines kommerziell erfolgreichen lokalen Online-Marktplatzes ist kein Selbstläufer.
Dennoch lassen sich aus den bisherigen Erfahrungen, die Rolf Volmerig, Vorstand der Wirtschaftsförderung Wuppertal, und Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer des Mönchengladbacher Pendants, im Oktober mit dem Magazin „etailment“ teilten, einige Lehren ziehen.
1. Am Anfang eines Local-Commerce-Projekts muss oftmals erst die Basis gelegt werden.
2. Hin und wieder muss auch Überzeugungsarbeit geleistet werden.
3. Die Bekanntheit des lokalen Marktplatzes vor Ort ist von zentraler Bedeutung.
4. Die Akquise von Filialisten ist schwierig, aber nicht unmöglich.
Die Integration von Filialisten kann die Attraktivität des Marktplatzes steigern. Häufig setzen diese Unternehmen allerdings auf ihre eigenen – meist deutschlandweiten – Kanäle. Auch an dieser Stelle muss daher oftmals Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ein möglicher Anknüpfungspunkt hierfür sind laut Kenny Weißgerber, Projektkoordinator der „Online-City Wuppertal“, regionalspezifische Produkte, die beispielsweise der Möbelkonzern Ikea bei einer Neueröffnung verkauft habe. Die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach konnte zudem die Elektronikkette Saturn für den eigenen Marktplatz gewinnen.
5. Die Mitleidstour ist nicht erfolgsversprechend.
6. Die Einrichtung mehrerer Auslieferungszeitfenster ist wichtig.