Wie können Unternehmen im E-Commerce durch ein effizientes Logistik- und Supply Chain-Management ihren Kunden eine reibungslose Customer Journey bieten und zusätzlich Zeit und Ressourcen sparen? Diese und weitere Fragen beantwortet uns Marc Braun, Logistik-Spezialist bei mgm. Zusätzlich verrät er, wie das moderne Supply Chain Management aussehen muss und mit welchem Ansatz mgm seine Kunden dabei unterstützt.

Im Gespräch: Marc Braun und Narine Brsikyan

Länge: 13 min

Jetzt auch über Spotify anhören!

Erfolgsfaktoren

Kurz & Knapp: 

  • INNOVATIONSTREIBER: Die Nachfrage für Konzepte zu Logistik und Supply Chain Management ist in den letzten Jahren gestiegen, unter anderem durch die Corona-Pandemie und Energie-Krise.
  • SUPPLY CHAIN KONTROLLE: Laut einer Studie verfügten 2020 nur etwa 15% aller Unternehmen weltweit über die komplette Transparenz ihrer End-to-End-Prozesse.
  • GANZHEITLICHER ANSATZ: Mgm begleitet seine Kunden von der Vision, über die Strategie, bis hin zur Umsetzung ihres Projektes.
  • FOKUSTHEMEN: Die Supply Chain der Zukunft muss digital, nachhaltig, automatisiert und ganzheitlich integriert sein.

 

Transkript

Narine: Hallo und herzlich willkommen zur neuen Folge des mgm Podcast. Heute zum Thema Logistik und Supply Chain Management aus dem E-Commerce Bereich. Ein sehr spannendes und vielseitiges Feld, bei dem Unternehmen effizientere und Ressourcen sparende Strategien einsetzen können. Um uns dem Thema besser anzunähern, habe ich meinen Kollegen Marc eingeladen. Hallo Marc.

Marc: Hallo Narine.

Narine: Ich schlage vor, du stellst dich und deinen fachlichen Background kurz vor.

Marc: Sehr gerne. Ich bin Marc und seit circa eineinhalb Jahren bei den mgm Consulting Partners. Ich habe einen Prozess- und Logistikbackground. Vorher habe ich bei einem Eisenbahnverkehrsunternehmen gearbeitet und dort das Thema Prozesse gestaltet und in mehreren EU Projekten gearbeitet. Bei der mgm ist mein Fokus ebenfalls das Thema Logistik und das Thema Prozesse. In meinem aktuellen Projekt kümmere ich mich im Rahmen von Controlling darum, ganzheitliche Prozesse aufzusetzen für unseren Kunden und da einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Definition Logistik- und Supply Chain-Management

Narine: Die erste Frage an dich lautet: Was umfasst Logistik und Supply Chain Management im E-Commerce Bereich?

Marc: Das ist eine sehr gute Frage. Grundsätzlich ist das Thema sehr weit zu fassen, da wir zum einen eine globalisierte Welt haben. Das heißt, wir haben viele Global Players, die mit mehreren Unternehmen weltweit vernetzt sind. Da muss man immer die Perspektive beachten. Zum einen gibt es die Endkundenperspektive, wenn ich die Themen Customer View und Customer Journey sehe. Bestelle ich beispielsweise bei Amazon ein Paket, dann muss ich Informationen bekommen, was kostet mich das, wie ist das Produkt angeboten und ist das für mich attraktiv? Wenn ich dann den ganzen Prozess im E-Commerce durchgegangen und am Ende beim Bezahlprozess angekommen bin, dann ist es für mich entscheidend, wann das Paket bei mir ankommt und dass ich jederzeit auf meine Informationen zugreifen kann. Diese Dienstleistung erfolgt durch Partner wie DHL, Hermes oder wie die ganzen anderen Dienstleister aus der KEP Branche heißen, die mit Amazon zusammenarbeiten. Die andere Perspektive ist die der Unternehmenssicht. Wenn ich zum Beispiel ein Lebensmitteleinzelhandel bin, dann habe ich viele Produzenten, die mich beliefern. Auf der anderen Seite habe ich viele Kunden, die bei mir im besten Fall alles bestellen wollen. Da muss ich beachten, dass alles gut abläuft vom Anfangsprozess, indem ich ein neues Produkt herstelle oder in mein Sortiment aufnehme, bis hin zu der Kunde soll in meinen Laden kommen oder bei mir online shoppen und das Gefühl haben, er ist gut aufgehoben und bekommt das, was er möchte.

Narine: Ich habe mir für heute vorgestellt, dass ich die Fragen stelle, wenn das für dich in Ordnung ist.

Marc: Ja. Das passt.

Der mgm-Ansatz und die aktuellen Fokusthemen

Narine: Ich habe drei Fragen vorbereitet. Die erste Frage: Warum ist Logistik und Supply Chain Management Teil der Beratungsleistung bei mgm?

Marc: In den letzten Monaten beziehungsweise im letzten Jahr merken wir immer mehr, dass das Thema Logistik und auch Supply Chain Management Konzepte immer mehr nachgefragt wird bei unseren Kunden. Vor allem im Rahmen der Commerce Projekte, die wir aktuell umsetzten und auch umgesetzt haben. Die Nachfrage dort ist aus verschiedensten Gründen gestiegen. Zum einen liegt es an der globalen Pandemie, die mittlerweile zweieinhalb Jahre andauert, und zum anderen an der Energiekrise, die uns schon ein halbes Jahr mindestens begleitet. Die dadurch hervorgerufenen Lieferengpässe fordern Innovationen und angepasste Konzepte für die Supply Chain der Zukunft. Da merken wir, dass die Nachfrage deutlich gestiegen ist bei unseren Kunden und auch am Markt. Durch Phasen der Globalisierung innerhalb der letzten Jahrzehnte wurde viel outgesourct. Das heißt, wir haben eine sehr fragmentierte Supply Chain. Produzenten und Unternehmen tendieren nun vermehrt dazu, Kontrolle über ihre Supply Chain zurückzuerlangen, über das, was sie outgesourct und an andere Unternehmen vergeben haben. In Zeiten der Krise zeigt sich, dass es wichtig ist, Kontrolle und volle Transparenz über die eigenen End-to-End Prozesse zu besitzen. Laut einer KPMG Studie von 2020 verfügen nur circa 15 Prozent aller Unternehmen weltweit über die komplette Transparenz ihrer End-to-End Prozesse. Da ist deutlich noch Steigerungspotential.

Narine: Zur zweiten Frage. Was machen wir aktuell im Logistik und Supply Chain Bereich? Was ist unser Ansatz?

Marc: Der generelle Ansatz bei der mgm ist ein ganzheitlicher Ansatz. Wir sind keine klassische Strategieberatung, die beispielsweise Drei-Monats-Projekte macht und dann rausgeht. Wir bei der mgm möchten gerne beim gesamten Prozess mit Ansatz bei der Strategie und der Vision bis hin zur Umsetzung dabei sein und das Thema Change Management mit hineinbringen, weil der Faktor Mensch nicht zu unterschätzen ist und der Begleitung bedarf. Wir haben ein sogenanntes Supply Management Optimization Journey erstellt bestehend aus fünf Phasen. Wir können jederzeit beim Kunden einsteigen. Zunächst erstellen wir die Status Quo Analyse und weitergehend über die Vision die Reifegradanalyse. Im nächsten Schritt filtern wir Optimierungsmaßnahmen heraus, um im letzten Schritt der fünf Phasen diese umzusetzen und dann wieder vorne anzusetzen und diesen Kreislauf wieder von vorne zu beginnen. Ähnlich ist es beim Toyota Kaizen Continuous Improvement an der Tagesordnung. Was haben wir schon gemacht? Wir sind da nicht ganz blank, sondern wir haben schon einiges an Erfahrung in Projekten sammeln können hauptsächlich aus dem Commerce-Bereich. Wir haben einen Kunden bei den Themen Prozessaufnahme und Ausschreibungsbegleitung für Lagerdienstleistungen begleitet. Bei einem anderen Kunden haben wir unter anderem das Thema Process Mining umgesetzt, um die Analyse von Lagerbewegungen durchzuführen. Dann als weiteres Beispiel das Thema Optimierung und Betreuung des Forecasts und (Markt-Planning?) im Commerce-Bereich bei einem Groß- und Einzelhändler. Und noch ganz spannend ist, dass wir die Strategieentwicklung für ein End-to-End Prozess Modernisierungsprogramm begleitet und umgesetzt haben bei einem Intralogistiker.

Narine: Das ist schon sehr viel an Erfahrung und an Wissen, was man da in den Projekten mitgenommen hat. Ich habe noch eine letzte Frage. Was sind die Fokusthemen?

Marc: Grundsätzlich haben wir uns dem ganzen Thema erst mal genähert: Was haben wir bereits für Erfahrungen gemacht? Das andere Thema ist: Was haben wir aktuell für Trends im Markt? Da gibt es zum Beispiel den DHL Trendradar, der sehr aufschlussreich ist. Oder auch die Wirtschaftsmacher, die jährlich ein Startup Update machen, welche Startups im Logistikbereich gerade am Markt sind und in diesen Bereichen am meisten Nutzen stiften. Wir merken, dass es sehr individuell ist wie die Supply Chains aufgebaut sind, wie die Vision ist und deshalb wird es auf das einzelne Unternehmen zugeschnitten werden. Damit möchten wir gerne mit unseren Kunden ins Gespräch gehen. Wir haben uns mit der Frage beschäftigt, wie die Supply Chain der Zukunft aussehen muss. Da haben wir uns sechs Hauptaspekte herausgesucht. Zum einen, was ich anfangs schon gesagt hatte, die muss Ende zu Ende gedacht, auf Customer Value ausgerichtet sein. Beispielsweise wieder zum Amazon Paket. Ich muss als Endkunde den Wunsch haben, weiterhin bei Amazon zu bestellen. Es ist ein großes Ziel, dass der Kunde nicht nur einmal einkauft, sondern dass der Kunde immer wieder kommt. Also hauptsächlich auf Customer Value ausgerichtet. Dann muss die Supply Chain der Zukunft in der heutigen Welt auf jeden Fall digital sein. Das heißt, sie muss Remote verfügbar sein. Zudem gibt es neue Reglementierungen und Gesetze wie zum Beispiel das Lieferkettengesetz, wo ich als Unternehmen nachweisen muss, dass meine Supplier, meine Zulieferer, auch nachhaltig sind, dass sie Menschenrechte einhalten et cetera. Das ist ein weiterer sehr großer Faktor, der EU-weit und auch weltweit immer mehr kommt. Überdies muss ich vernetzt sein. Das bedeutet, dass ich mit vielen Partnern zusammenarbeite. Aber die müssen auch ganzheitlich integriert sein, um die Transparenz zu erhalten, wann kommen die Zulieferungen von den verschiedenen Produktionsstandorten beispielsweise an. Der nächste Punkt ist: die Supply Chain der Zukunft muss auf jeden Fall automatisiert sein. Der Logistikbereich ist der drittgrößte in Deutschland und da haben wir einen Fachkräftemangel im sechsstelligen Bereich für nächstes Jahr im Forecast. Da ist die Thematik beispielsweise der Einsatz von KI im Lager oder ein Bot auf einer Website. Auch das Thema Processmining ist wichtig, um Prozesse zu eliminieren, die nicht notwendig sind, und vielleicht auch eine Grundlage für RPA, also Robotic Process Automation, zu schaffen. Das würde jetzt aber  zu sehr ins Detail gehen.

Narine: Ich merke schon. Das ist sehr viel. Die drei Fragen sind auch nur eingrenzend.

Marc: Ich würde noch zwei Punkte ergänzen wollen. Die Supply Chain der Zukunft müsste natürlich nachhaltig sein. Nachhaltigkeit hat viele Aspekte. Das ist natürlich bezogen auf die Umwelt, aber auch, und das finden wir sehr wichtig, bezogen auf den Faktor Mensch. Dass damit auch nachhaltig umgegangen wird. Hier kommen wir zum Thema Überlastung und all diesen Möglichkeiten. Das Thema Change Management ist hier ganz wichtig und nicht zu vergessen. Und last but not least die Supply Chain der Zukunft muss organisiert sein. Was bedeutet das? Wir haben die agile Arbeitswelt. Wir kommen immer mehr weg von Wasserfallprojekten zu agilen Projekten. Wir haben das Thema Hybrid Working. Wir haben Shared Offices. Diese ganze Art von Organisation muss mit begleitet und darauf vorbereitet werden. Mit diesen Themen im Fokus sehen wir uns gut vorbereitet, um mit potentiellen Kunden und auch Bestandskunden ins Gespräch zu kommen, um da möglichst taylormade Lösungen für den Kunden herauszufiltern.

Narine: Super spannend. Ich habe das Gefühl, die drei Fragen geben gerade noch einen Überblick über das Feld. Da gibt es noch einiges zu besprechen. Zuerst möchte ich dir danken, dass du dir die Zeit genommen hast, uns, den Zuhörerinnen und Zuhörern, die Fragen zu beantworten und hoffe, dass wir demnächst etwas tiefer einsteigen, einige Punkte besser klären und ein besseres Verständnis zum Thema geben können. Falls Fragen kommen sollten, kann man dich ansprechen. Du bist auf LinkedIn und man kann dir eine Mail schreiben.

Marc: Genau. Unter LinkedIn bin ich verfügbar. Alternativ per E-Mail unter marc.braun@mgm-cp.com. Ich freue mich auf zukünftige Gespräche zur Themenvertiefung. Vielen Dank und noch einen schönen Tag.

Narine: Danke dir, Marc. Und viel Erfolg. Bis bald.

Marc: Bis bald. Tschüss.