Im Zuge der Digitalisierung verändert sich auch die Zusammenarbeit zwischen den Marktpartnern in der Industrieversicherung. Digitale Underwriting-Plattformen in der Industrieversicherung haben in den letzten Jahren zunehmend an Akzeptanz gewonnen. Ziel ist eine höhere Effizienz sowie ein kundenorientierter Serviceansatz. Damit eine solche Plattform am Ende auch von allen sinnvoll genutzt werden kann, gilt es, einige Regeln zu beachten.

Voraussetzungen für digitale Underwriting-Plattformen

Gerade im Bereich von kleineren bzw. standardisierbaren Risiken sollen Geschäfte zukünftig weitestgehend automatisch ablaufen – von der Ausschreibung über die Definition von Deckungsangeboten bis hin zur Schadensregulierung. Denn nach wie vor arbeiten Makler und Versicherer in diesen Segmenten noch immer zu kostenintensiv. Grund hierfür sind hohe, interne Bearbeitungszeiten sowie zu viele manuelle Arbeiten.

Abhilfe schaffen digitale Underwriting-Plattformen. Diese sollen möglichst viele Marktpartner verbinden und das gemeinsame Geschäft digitalisieren – mit dem Ziel, volldigitalisierte Prozesse für Angebotserstellung, Policierung und Renewal zu schaffen. So werden Effizienzsteigerungen und eine verbesserte Kundenorientierung möglich.

Marktanalysen zeigen, dass die einzelnen Marktpartner bei der digitalen Zusammenarbeit immer weiter aufeinander zugehen. So berücksichtigen Versicherer die Geschäftsmodelle von Maklern in ihren Prozessen, die wiederum Prozesseffizienz für beide Seiten herstellen. Insbesondere bei digitalen Geschäftsmodellen ist diese enge Kollaboration von besonderer Bedeutung.

Digitale Produkte erstellen und verwalten

Grundvoraussetzung ist, dass Daten und Regeln zur Beurteilung von Risiken von allen Marktpartnern in eine strukturierte, digitale Form überführt werden. Sobald alle Bausteine modelliert, beschrieben und in einem technischen Produktrahmen zusammengefasst sind, entsteht ein digitales Versicherungsprodukt.

Sofern die Plattform auf Low Code-Lösungen setzt, sind sogar Underwriter ohne Programmierkenntnisse in der Lage, die Datenmodellierung in großen Teilen selbst vorzunehmen. Sie sind somit befähigt, in kürzester Zeit selbst Produkte zu entwickeln, zu testen und auf den Markt zu bringen.

Individualität trotz Standardisierung möglich

Auch Makler profitieren von den neuen Möglichkeiten einer gemeinsamen Plattform. So können sie direkt am digitalen Point-of-Sale Tarife berechnen und innerhalb weniger Minuten die entsprechenden Angebote und Policen zum Vergleich erhalten. In modernen Underwriting-Plattformen können die mit den Partnern vereinbarten, individuellen Underwriting-Modelle hinterlegt, in Echtzeit angepasst und automatisch in Anfragen und Angeboten eingearbeitet werden. Zugleich wird die Einhaltung von geltenden Gesetzen und regionalen Vorschriften automatisiert unterstützt. Und: Dokumente sind vorausgefüllt und werden automatisch generiert.

Underwriter haben in Echtzeit Zugang zu allen Daten und können so problemlos zusammenarbeiten. Das beinhaltet auch Referral-Prozesse mit Workflow-Unterstützung und Vier-Augen-Prüfung. Zudem sind alle automatisch generierten Dokumente, obligatorischen Vertragsanlagen und Rechnungen bereits mit vorhandenen Informationen vorausgefüllt. Durch die End-to-end-Prozessintegration ist eine reibungslose Zusammenarbeit und Risikodeckung zwischen Industriekunden, Maklern und Versicherern möglich.

Individueller Point-of-Sale

Dank dem individuellen, digitalen Verkaufspunkt wird jedem Distributionspartner eine innovative und compliance-konforme Lösung für seine Kunden ermöglicht. Vollautomatisierte Angebote sind in wenigen Minuten erstellt. Zudem hat jeder Distributionspartner die Kontrolle und die Übersicht zu all seinen Ausschreibungen und Angeboten, denn alle Dokumente sind digital vorhanden und individuell herunterladbar. Das vereinfachte Ausschreiben sowie die erhöhte Markttransparenz führen letztlich zu einer Erhöhung der gebuchten Bruttoprämien und sorgen für mehr Wachstum und Profitabilität.

Datensicherheit und Schnittstellen

Besonders wichtig für eine erfolgreiche, gemeinsam entwickelte Plattform zwischen Versicherern, Maklern und Endkunden ist die Datensicherheit. Denn jeder Marktpartner möchte die eigene Datenhoheit auch auf einer gemeinsamen Plattform besitzen. Dies sicherzustellen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Plattformbetreiber. Zudem muss die digitale Underwriting-Plattform vollständig in die bestehende Systemwelt jedes einzelnen Marktpartners integriert und an bestehende Backoffice-Prozesse angepasst werden. Dafür bietet sie optional Schnittstellen zu existierenden Legacy-Systemen der verbundenen Plattformpartner inklusive der Integration via BiPRO oder Webservice-Schnittstellen.