Kleine Änderungen und Anpassungen bedeuten nicht immer auch kleine Aufwände – schon gar nicht in der klassischen Softwareentwicklung. Selbst normale Eingabefelder für Kundendaten können eine größere Operation im Rahmen der Digitalisierung sein, vor allem wenn es verschiedene Ausprägungen geben soll. Mit einem modellbasierten Ansatz einer Low Code-Plattform funktioniert das ohne Entwickler sehr viel effizienter und lässt sich zudem jederzeit schnell an neue oder produktspezifische Anforderungen anpassen. Gerade im Industrieversicherungsgeschäft hebt der Low-Code-Ansatz neue Möglichkeiten: Die hohe Individualität ist auch in der Softwareplattform jederzeit abbildbar.

Kurz & knapp

  • Low Code reduziert den Entwicklungsaufwand und ermöglicht es Businessexpert*innen, Teile der Software selbst zu definieren
  • In der Industrieversicherung sind viele Prozesse und Versicherungsprodukte sehr individuell ausgestaltet. In mgm Cosmo kann dies über die mgm A12 Low Code Plattform von Kunden und Kundinnen im Rahmen von Digitalisierungsprojekten selbst umgesetzt werden.
  • Am Praxisbeispiel „Anpassung von Partnerdaten“ werden die wichtigsten Arbeitsschritte in den Low Code Tools aufgezeigt.

In diesem Artikel werden die Low-Code-Fähigkeiten von mgm Cosmo vorgestellt. Cosmo ist eine Software für Versicherer und Makler im komplexen Industrieversicherungsgeschäft, die z.B. für Underwriting, Policierung, Dokumentation und auch im Schadenmanagement eingesetzt wird. Cosmo basiert in weiten Teilen auf A12, einer offenen LowCode-Plattform für die Entwicklung komplexer Enterpriseanwendungen. A12 stellt eine Vielzahl von LowCode-Tools zur Verfügung, unter anderem zur Modellierung von Daten, Oberflächen (UI) und Prozessen (Workflows). Durch den Einsatz dieser Modelle wird eine klare Trennung von Fachlichkeit und Businesslogik auf der einen Seite sowie Code auf der anderen Seite erreicht.

Vorteile des Low Code-Ansatzes bei der Digitalisierung

Was sind nun die Vorteile solcher Low Code-Technologien? Durch die Modellierbarkeit mit den A12 Tools können Datenmodelle und Benutzeroberflächen wesentlich schneller erstellt und angepasst werden. Es muss weniger Code geschrieben werden, da die Fachlichkeit zu einem großen Teil in die per Low Code erstellten Modelle wandert. Diese Modelle können sowohl von Fachexpert*innen als auch von Business Analyst*innen erstellt werden. Der Aufwand in der IT wird so reduziert, die Umsetzungsgeschwindigkeit bei Softwareanpassungen steigt signifikant, beispielsweise bei Änderungen im Bedingungswerk, den Underwriting Rules oder der Tariflogik.

Die LowCode-Unterstützung von Cosmo wird sukzessive ausgebaut, inzwischen sind weite Teile der Anwendung frei konfigurierbar. Das folgende Beispiel zeigt die auf diese Weise modellierte deckungsspezifische Eingabeoberfläche für eine Sachversicherung:

Der Modellierungsprozess mit den A12 Low Code-Editoren

Wie können solche Oberflächen nun konkret erstellt werden? A12 stellt für die Modellierung spezielle Werkzeuge zur Verfügung, etwa den „Simple Model Editor“ (SME) für die Modellierung des Datenmodells und den „UI Designer“ (UID) für die Gestaltung der Oberfläche und Eingabemasken inklusive der damit verknüpften Geschäftslogik.

Im ersten Schritt (Abbildung links) wird das Datenmodell erstellt, das die zugrundeliegenden Felder, deren Datentypen sowie Validierungs- und Berechnungsregeln enthält. Basierend auf dem Datenmodell wird dann ein UI-Modell aufgebaut (Mitte), welches das Layout definiert, in dem die Felder später angezeigt werden. Ganz rechts ist das Ergebnis dargestellt: Das Eingabeformular, wie es in der Applikation angezeigt wird. Am Beispiel des „Cosmo Partner Moduls“ wird deutlich, warum es so wertvoll ist, solche produkt- oder projektspezifischen Änderungen an beliebiger Stelle vornehmen zu können.

Modellierung individueller Daten am Partnermodell

Im „Cosmo Partner Modul“ werden alle natürlichen und juristischen Personen erfasst, die im digitalen Versicherungsprozess relevant sind: Kunden, Makler, Versicherer, Gutachter, um nur einige Parteien zu nennen, die im Industrieversicherungsgeschäft relevant sind.

In der klassischen Softwareentwicklung ist es technisch sehr aufwändig, projektspezifische Felder beim Partner einzuführen, da diese Felder in allen Instanzen der Software sichtbar sind. Diese Herausforderung ist beispieldweise bei vielen Bestandsführungs- oder Maklerverwaltungsprogrammen bekannt.

Wenn nun ein Softwarekunde ein Partnerformular mit zehn Feldern benötigt und ein anderer Kunde wesentlich komplexere Partnerdaten mit 20 Feldern erfassen möchte, wird die Umsetzung sehr komplex, da ein hoher Abstimmungsaufwand zwischen allen Beteiligten entsteht.

 

Durch die Einführung einer Low Code-basierten A12-Oberfläche kann dieses Problem gelöst werden, da jeder Kunde individuell entscheiden kann, wie die Struktur der Partnerdaten aussieht. Dabei können die mitgelieferten Standardoberflächen verändert werden, wie hier im Beispiel zu sehen, oder es können weitere Oberflächen- und UI-Elemente über neue Tabs oder Reiter hinzufügt werden.

Praxisbeispiel: „Neues Feld Mitarbeiteranzahl“

In einem Beispiel zeigen wir nun, wie neue Daten- und UI-Elemente im Partnermodul eingesetzt werden und vor allem auch nach Bedarf erweitert werden können. Der nachfolgende Screenshot zeigt Cosmo aus Makler*innen-Sicht für den Prozess der Anlage eines neuen Partners, im Beispiel eines neuen Kunden (VN). In den Stammdaten werden klassischen Daten wie Name, Adresse(n), Ansprechpartner, Kontaktdaten erfasst.

 

Der nächste Screenshot zeigt eine Erweiterung der Partnerkomponente, die der Makler in seinem Cosmo-System vorgenommen hat: In dieser Oberfläche können alle Risikodaten am Partner (VN) erfasst werden. Die einmal so erfassten Daten können dann in späteren Cosmo-Prozessen automatisch in Angebote und Policen übernommen werden („Risiko-zentrierter Ansatz“ in Cosmo).

Ein Bild, das Text, Screenshot, Monitor, drinnen enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Diese Oberfläche ist vom Cosmo-Kunden komplett frei konfigurierbar. So können bereits im System hinterlegte Daten (Name, Adressen etc. – siehe oben) wiederverwendet, aber auch um zusätzliche Datenfelder wie Erstkontakt oder Gründungsdatum des Unternehmens erweitert werden.

A12-Tools im Einsatz

Wie sehen nun die Arbeitsschritte mit den A12 Low Code-Tools aus, wenn etwa ein neues Feld „Mitarbeiteranzahl“ ergänzt werden soll? Im ersten Schritt wird das zugrundeliegende Datenmodell im A12 Simple Model Editor geöffnet. Dort wird ein neues Feld anlegt, das die Anzahl der Mitarbeiter abbilden soll. Hier werden auch Datentyp (Zahl), Feldbeschriftung (Label), Hilfetexte und Validierungsregeln hinterlegt. Alle Textinformationen können mehrsprachig in beliebig vielen Sprachen definiert werden.

Im nächsten Schritt wird das Oberflächenmodell im A12 UI Designer-Tool geöffnet. Dort kann auf das neu angelegte Datenfeld zugegriffen und als neues UI-Element in die Oberfläche eingefügt werden. Im Beispiel wird zuerst eine neue Zeile erstellt, in die das neue Feld per Drag & Drop hineingezogen wird.

Per Preview-Funktion kann der Anwender nun direkt prüfen, ob die neu angepasste Oberfläche seinen Vorstellungen entspricht. Hier sieht man nun in der Mitte des Bildschirms das neue Feld zur Erfassung der Mitarbeiteranzahl:

Ein Bild, das Text, Screenshot, Monitor, drinnen enthält. Automatisch generierte Beschreibung

Die Preview-Ansicht entspricht 1:1 dem Aussehen und der Funktionalität in Cosmo. Die so angepasste Komponente kann nun über einen beliebig anpassbaren Release- und Deploymentprozess in eine Test- oder Produktionsumgebung gebracht werden. Hier integriert sich die A12 Low Code-Technologie nahtlos in bestehende Build- und Deploy- sowie QS-Pipelines.

Dieses Praxisbeispiel zeigt die Flexibilität und Mächtigkeit des Low Code-Ansatzes, der insbesondere im Industrieversicherungsgeschäft mit seinen vielfältigen individuellen Anforderungen einen attraktiven Lösungsansatz bietet. Häufig macht Low Code die Digitalisierung im Industriegeschäft überhaupt erst möglich, wo klassische Softwareimplementierung in einem kleinteiligen und von niedrigen Stückzahlen geprägten Geschäft zu aufwändig und auch zu teuer ist.