Automatisiertes Testen von Barrierefreiheit

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Barrierefreiheit in digitalen Angeboten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die ihre Websites und Apps inklusiv gestalten, erfüllen nicht nur gesetzliche Vorgaben, sondern tragen auch zu einer gerechteren Gesellschaft bei und steigern ihren wirtschaftlichen Erfolg. mgm unterstützt dabei mit innovativen Testverfahren, die die Umsetzung von Barrierefreiheit effizient gestalten. Doch wie genau funktioniert das Testen bei mgm und welche Erfolgsgeschichten gibt es?

Barrierefreiheit im digitalen Raum ist kein Nischenthema – sie betrifft eine breite Nutzergruppe. In Deutschland leben 10,4 Millionen Menschen mit einer Behinderung, wobei 97 Prozent der Behinderungen im Laufe des Lebens erworben werden.

Dies zeigt, dass viele Menschen erst durch Krankheit oder Alter mit neuen Herausforderungen konfrontiert werden. Gerade die Generation 50plus mit einer jährlich verfügbaren Kaufkraft von 720 Milliarden Euro profitiert von barrierefreien digitalen Angeboten. Unternehmen, die auf Barrierefreiheit setzen, können also nicht nur Gutes tun, sondern auch wirtschaftlich profitieren.

Wem nützt Barrierefreiheit?

Barrierefreiheit im digitalen Raum zielt darauf ab, allen Menschen unabhängig von individuellen Einschränkungen den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen zu ermöglichen. Menschen mit Behinderungen sind die Hauptnutznießer:

  1. Blinde und sehbehinderte Menschen benötigen klare Textalternativen für visuelle Inhalte, wie z.B. Alt-Text und gut strukturierte Websites, die mit Screenreadern kompatibel sind.
  2. Taube und hörbehinderte Menschen profitieren von Untertiteln, Gebärdensprachvideos oder schriftlichen Alternativen zu Audioinhalten.
  3. Personen mit körperlichen Behinderungen benötigen eine benutzerfreundliche Navigation, die ohne komplexe Mausbewegungen oder Gesten auskommt. Tastaturfreundliche Schnittstellen sind hier entscheidend.
  4. Menschen mit kognitiven Einschränkungen benötigen klar strukturierte Inhalte, einfache Sprache und verständliche Navigationselemente, um Überforderung zu vermeiden.
  5. Menschen mit anderen Einschränkungen profitieren ebenfalls von barrierefreien Inhalten. Dies kann z.B. bei vorübergehenden Beeinträchtigungen wie Verletzungen oder altersbedingten Einschränkungen der Fall sein.

Gesetzliche Anforderungen für Barrierefreiheit im Internet

Barrierefreiheit im digitalen Raum ist nicht nur eine moralische, sondern auch eine gesetzliche Verpflichtung. Die EU-Richtlinie 2016/2102 fordert, dass alle Websites und Apps öffentlicher Stellen in der Europäischen Union für Menschen mit Behinderungen zugänglich sein müssen. In Deutschland wird dies durch das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) und die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV) umgesetzt.

Auch der Privatsektor steht unter Druck: Der European Accessibility Act (EAA), umgesetzt durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), verpflichtet ab dem 28. Juni 2025 Unternehmen, digitale Produkte und Dienstleistungen wie E-Commerce-Websites barrierefrei zu gestalten. Kleinstunternehmen und B2B-Anwendungen sind allerdings von dieser Regelung teilweise ausgenommen.

Standards für Barrierefreiheit im Web

Die Barrierefreiheit im Web basiert auf international anerkannten Standards, wobei die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1 / 2.2) als Maßstab gelten. Diese Richtlinien sind in vier zentrale Anforderungsgruppen unterteilt:

  1. Wahrnehmbarkeit
  2. Benutzbarkeit
  3. Verständlichkeit und
  4. Robustheit.

Sie stellen sicher, dass Inhalte für Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen zugänglich, leicht navigierbar und verständlich sind. Die EN 301 549 geht noch einen Schritt weiter, indem sie die WCAG-Richtlinien integriert und spezifische Einzelanforderungen zur Barrierefreiheit definiert. Sowohl die BITV als auch das BDSG verweisen auf diese harmonisierten Normen, um sicherzustellen, dass die gesetzlichen Anforderungen auf einer einheitlichen und überprüfbaren Grundlage umgesetzt werden. 

Tests und Testfallbeispiele zur Barrierefreiheit bei mgm

Barrierefreiheit wird bei mgm bereits umfassend getestet. Derzeit sind 40% der Tests vollständig automatisiert, was eine effiziente Überprüfung der Standards ermöglicht. Weitere 30% der Tests können noch automatisiert werden, was den Testprozess in Zukunft weiter optimieren wird. Dennoch bleiben 30% der Tests manuell, da bestimmte Aspekte der Barrierefreiheit, wie z.B. die Benutzbarkeit für Menschen mit spezifischen Einschränkungen, nur durch menschliche Beurteilung zuverlässig bewertet werden können.

Testfallbeispiele für automatisierte Tests

Testfallbeispiele für automatisierte Tests, die derzeit bei mgm durchgeführt werden:

  1. Dokumententitel: Hier prüft man, ob jede Seite einen klaren und aussagekräftigen Titel besitzt. Ein präziser Titel verbessert die Nutzererfahrung und die Zugänglichkeit.
  2. Hauptsprache: Dieser Test stellt sicher, dass die Hauptsprache der Webseite korrekt angegeben ist. Eine genaue Sprachzuordnung hilft Nutzern, die Inhalte besser zu verstehen und Suchmaschinen bei der Indexierung.
  3. Kontraste von Texten, Grafiken und grafischen Bedienelementen: Damit wird die Farbkombinationen bewertet, um sicherzustellen, dass sie ausreichend Kontrast bieten. Gute Kontraste sind entscheidend für die Lesbarkeit und Zugänglichkeit, insbesondere für Menschen mit Sehbehinderungen.
  4. Verlinkung zwischen Label und Input: Es wird überprüft, ob Beschriftungen (Labels) korrekt mit den entsprechenden Eingabefeldern verknüpft sind. Eine richtige Verlinkung verbessert die Benutzerfreundlichkeit und die Zugänglichkeit von Formularen.
  5. Programmatische ermittelbare Namen von interaktiven Elementen: Das Verfahren stellt sicher, dass interaktive Elemente wie Buttons durch eindeutige, programmatisch ermittelbare Namen gekennzeichnet sind. Dies erleichtert die Navigation für Screenreader-Nutzer und verbessert die Zugänglichkeit.
  6. Pflichtfeldmarkierung: Dieser Test überprüft, ob Pflichtfelder in Formularen klar gekennzeichnet sind. Eine deutliche Kennzeichnung hilft Nutzern, alle erforderlichen Informationen bereitzustellen und vermeidet Fehler bei der Formularübermittlung.

Testfallbeispiele für noch zu automatisierende Tests:

  1. Bildschirmausrichtung – Portrait Mode: Ist die Benutzeroberfläche korrekt dargestellt, wenn das Gerät im Hochformat (Portrait Mode) verwendet wird? Eine korrekte Darstellung im Portrait Mode stellt sicher, dass die Inhalte und Bedienelemente optimal auf den Bildschirm passen und für den Nutzer leicht zugänglich sind.
  2. Bildschirmausrichtung – Landscape Mode: Hier wird die Darstellung der Benutzeroberfläche im Querformat (Landscape Mode) überprüft. Eine reibungslose Anpassung im Landscape Mode gewährleistet, dass die Inhalte sich gut anpassen und die Benutzererfahrung auch bei der Verwendung von Geräten in dieser Ausrichtung optimal bleibt.

Testfallbeispiele für Tests, die schwierig zu automatisieren sind:

  1. Testfallbeispiele für Tests, die schwer zu automatisieren sind:
    Touchverhalten auf mobilen Geräten: Bei diesem Test wird die Reaktionsfähigkeit und Genauigkeit von Toucheingaben auf mobilen Geräten bewertet. Automatisierungstools sind oft nicht in der Lage, die feinen Nuancen des Touch-Verhaltens zu erfassen, wie z.B. die Empfindlichkeit und die genaue Positionierung von Berührungen.
  2. Prüfung sinnvoller Textalternativen für informative Grafiken: Hier wird sichergestellt, dass informative Grafiken durch sinnvolle Textalternativen ergänzt werden. Die Beurteilung, ob die Texte tatsächlich den Inhalt der Grafiken sinnvoll und präzise beschreiben, erfordert menschliches Urteilsvermögen, da automatisierte Werkzeuge oft Schwierigkeiten haben, den Kontext und die Relevanz der Alternativtexte zu beurteilen.

Fazit

Barrierefreiheit im digitalen Raum ist sowohl eine gesetzliche Verpflichtung als auch eine wirtschaftliche Chance. Während automatisierte Tests einen Großteil der Barrierefreiheit überprüfen können, bleiben bestimmte Aspekte, wie die individuelle Nutzererfahrung, auf ein menschliches Urteil angewiesen. Unternehmen profitieren von barrierefreien Angeboten durch die Erschließung neuer Zielgruppen und die Erfüllung gesetzlicher Anforderungen.

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Kontakt

TACON 2024 – 18./19. September in Leipzig

Paneldiskussion zu “Testautomatisierung für Barrierefreiheit”  

– u.a. mit Lilia Gargouri, mgm Quality Team
  • 18. September 2024
  • 15:40 Uhr – 17:00 Uhr
  • Mediencampus Villa Ida, Leipzig
  • in der Arena

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