AMS Sourcing als Wegbereiter für eine neue strategische IT-Ausrichtung

Als starker Treiber der Neuausrichtung der E.ON schafft die IT-Funktion die Grundlagen für die digitale Transformation. Zu den zentralen Maßnahmen, die die Implementierung der neuen Business- und IT-Strategie unterstützen, gehört das europaweite Application Sourcing-Programm, das Klaus Lichtenauer, Vice President Application Sourcing Management bei E.ON Business Services, am 12. September auf der solutions.hamburg vorstellen wird. Im Interview mit der mgm-Redaktion gibt er schon jetzt erste Einblicke in das Programm und seinen Vortrag.

mgm-Redaktion: Herr Lichtenauer, Sie werden auf der solutions.hamburg von Ihren Erfahrungen im Bereich Application Sourcing berichten. Können Sie sich und Ihre Funktion bei E.ON bitte kurz vorstellen?

Klaus Lichtenauer: Ich habe 1986 mein Studium der Wirtschaftsinformatik beendet und daraufhin in verschiedenen IT-Firmen in unterschiedlichsten Aufgaben und Rollen gearbeitet – angefangen beim Organisationsprogrammierer über den Berater bis hin zum Projektleiter und Direktor für SAP Competence Center. 2003 bin ich zu E.ON gekommen und zwei Jahre später für das Unternehmen ins Ausland gegangen. Zuerst war ich in Rumänien und habe dort beim Aufbau mitgeholfen. Als dann 2007 in Italien die IT aufgebaut wurde, bin ich nach Mailand gegangen. Drei Jahre später habe ich dann eine Aufgabe in der Slowakei übernommen, wo ich bis zum Ende des letzten Jahres gearbeitet habe. Anschließend bin ich dann in das Sourcing-Programm in Essen eingestiegen.

mgm-Redaktion: Wie sind Sie zum Application Management gekommen?

Klaus Lichtenauer: Application Management ist ein Thema, das mich während meiner gesamten Aufgaben und Rollen beschäftigt hat. Vor allem in meinen letzten Jahren als CIO war das Application Management sehr nah an den Business-Prozessen dran. Es war immer eine Herausforderung, diese zu optimieren und bessere Lösungen zu finden. Als dann meine Entsendung in die Slowakei ausgelaufen war, wurde mir angeboten, eine Aufgabe im Sourcing-Programm zu übernehmen. Hier geht es darum, Application Management Services auf den Markt zu bringen. Das hat sich für mich herausfordernd angehört, sodass ich gesagt habe: „Da steige ich ein.“

mgm-Redaktion: Was werden in den kommenden Jahren die allgemeinen Herausforderungen im Application Management sein?

Klaus Lichtenauer: Die Herausforderung ist, dass sich im Bereich Application Management Services auch aufgrund der Architekturen und Technologien viel verändern wird. Wir haben viele Legacy-Systeme, die mit neuen Applikationen verbunden werden und auch vom Betrieb her anders gemanagt werden müssen. Auch der Ansatz Agile schlägt zu Buche. Wenn wir darüber reden, dass wir agil Projekte machen, wird auch von den Application-Mitarbeitern, die für das Management und den Service verantwortlich sind, erwartet, dass sie andere Arbeitsmethoden anwenden. Deswegen glaube ich, dass auch der Application Support mit neuen Ansätzen bewältigt werden muss. Zudem sind auch Optimierung und Effizienzsteigerung im Application Management große Themen, die in den nächsten Jahren anstehen werden – ebenso wie die Bereiche Robotics, neue Technologien und das Optimieren von Abläufen, wie man den Service selbst erbringt.

mgm-Redaktion: Der Energiesektor ist derzeit stark im Wandel. Welche Herausforderungen sehen Sie konkret auf E.ON und die E.ON-IT zukommen?

Klaus Lichtenauer: Die E.ON ist schon in den letzten Jahren in einer Neuorientierung gewesen. Ein Großteil unseres Erzeugergeschäftes wurde in die Firma Uniper ausgegliedert. Wir konzentrieren uns aktuell sehr stark auf unsere Netze und unseren Kundenservice. Die IT ist maßgeblich daran beteiligt, diesen Umbau der E.ON mitzugestalten. Wir müssen uns als E.ON zudem überlegen, welche neuen Produkte und Services wir auf den Markt bringen müssen. Es ist nicht mehr damit getan, nur Gas oder Strom zu verkaufen. Unsere Endkunden erwarten Mehrwerte sowie neue Services und Produkte. An dieser Stelle ist die IT ebenfalls gefordert, weil sie damit auch näher an das Business heranrücken muss.

mgm-Redaktion: Welche Rolle kann Sourcing bei der Bewältigung dieser Herausforderungen spielen?

Klaus Lichtenauer: Mit dem Thema Sourcing werden wir eine Basis legen, um die Application Services effizienter zu gestalten, schneller zu machen, flexibler zu machen. Die Anforderungen des Business sind im Hinblick auf die Schnelligkeit anders als noch vor Jahren. Auch das Ressourcen-Management werden wir anders gestalten. Daher glaube ich, dass das Sourcing zu einem Rad im Gesamtgebilde wird, das die E.ON sowie die ganzen Veränderungen mit nach vorne bringen soll.

mgm-Redaktion: Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Sourcing-Programm EASP, das Sie verantwortlich leiten?

Klaus Lichtenauer: Wir gehen davon aus, dass wir mit dem Sourcing-Programm mehr Flexibilität bekommen und einen gewissen Stamm an Ressourcen aufbauen können, der auch erhöhte Anforderungen oder kurzfristige Anforderungen des Business befriedigen kann. Zudem soll neues Know-how an Bord kommen – mit neuem Wissen für neue Abläufe. Wir werden im Rahmen der Transformation auch Robotics und Automatisierungen einführen. Darüber hinaus haben wir vor, die Applikation in die Cloud zu migrieren, um auch an dieser Stelle digitaler zu werden. All diese Maßnahmen gehören zur Agenda des Sourcing-Programms, mit dem wir einen Beitrag zur Digitalisierung und Veränderung leisten wollen.

mgm-Redaktion: Was haben Sie mit diesem Programm bislang erreicht? Gab es bereits Learnings?

Klaus Lichtenauer: Einen wichtigen Meilenstein haben wir im April mit der Unterschrift der Verträge erreicht. Mit Blick auf die Zeit seit April letzten Jahres, als das Programm mit den Ausschreibungen und der Providerauswahl gestartet ist, haben wir die richtige Auswahl getroffen. Diese haben wir dann auch zum richtigen Zeitpunkt mit einer Vertragsunterschrift beendet. Jetzt stecken wir mitten in der Transition und sind voll im Kurs. Wir werden am 1. Oktober mit der Firma Wipro und am 1. November mit Infosys den Service Commencement Date begehen, das heißt einen großen Teil unserer Applikationen in die Verantwortung unserer beiden Partner geben.

Was sind die Lessons learned? Ich glaube, dass es wichtig war, von Anfang an unser Business einzubinden. Die Kollegen von der Business-Seite haben das Programm mitinitiiert und stehen hinter der ganzen Maßnahme. Sie haben es allerdings nicht nur initiiert, sondern auch im Ausschreibungsprozess begleitet. Auch bei der Auswahl der Serviceprovider waren sie maßgeblich beteiligt und sind auch jetzt in der Transitionsphase direkt eingebunden.

mgm-Redaktion: Wie nehmen Sie Ihre Mitarbeiter in diesem Prozess mit? Und welche Rolle spielt das Change-Management dabei?

Klaus Lichtenauer: Das Change-Management ist seit dem Zeitpunkt, als die Idee geboren wurde, ein wichtiges Element. Die Kommunikation und die Schaffung von Transparenz sind ein wichtiger Baustein, um die Mitarbeiter zu informieren, abzuholen und auf die Reise mitzunehmen – ganz egal, ob man direkt oder indirekt involviert ist oder ob man zu den Mitarbeitern gehört, die zu einem Service-Provider wechseln. Da stellen sich viele Fragen, die wiederum mit Ängsten verbunden sind. Ich glaube, dass das Change-Management hier wesentlich gefordert ist, um die richtigen Personengruppen von Anfang an mit der richtigen Kommunikation und den richtigen Messages zu begleiten.

mgm-Redaktion: Was dürfen die Teilnehmer der solutions.hamburg von Ihrem Vortrag erwarten?

Klaus Lichtenauer: Zum einen will ich aufzeigen, was die Kernthemen und Herausforderungen bei der E.ON und damit auch in unserer IT sind. Zum anderen will ich zeigen, wie wir diese zu lösen versuchen. Zudem will ich berichten, wie mein Sourcing-Programm – das ein großes Programm innerhalb der E.ON-Gruppe ist – einen Beitrag leistet, um die Digitalisierung und die Neuausrichtung der IT weiter voranzutreiben.